Angst an der Obermosel

NITTEL/WELLEN. Angst und Fassungslosigkeit herrschen in den Obermosel-Orten Nittel und Wellen. Nach dem gewaltsamen Tod einer 38-jährigen sind die Menschen dort verunsichert.

"Hier gehe ich nicht mehr mit dem Hund spazieren." Die Frau, die gestern Mittag zusammen mit ihrem Mann zu dem abgesperrten Waldstück oberhalb des kleinen Moselortes Wellen spaziert, ist geschockt. Genau wie die meisten der 670 Einwohner des Dorfes an der deutsch-luxemburgischen Grenze. Sie sind fassungslos, haben Angst. Wer hat die 38-jährige getötet? Treibt der Täter sich immer noch in der Umgebung herum? Wie ein Lauffeuer hat sich am Samstagmittag die Nachricht herumgesprochen: Im Wald nur ein paar hundert Meter oberhalb des Sportplatzes ist eine tote Frau gefunden worden. Schnell ist auch bekannt, dass es sich dabei um die seit Freitagabend vermisste 38-jährige aus dem Nachbarort Nittel handelt. Auch hier in Wellen kennen viele die Frau. Zahlreiche Neugierige stehen an diesem nasskalten, sonnigen Sonntag fassungslos an dem mit Absperrband markierten Waldstück. Hier, auf dem matschigen Feldweg, ist die Frau neben ihrem Auto von einem Forstmitarbeiter gefunden worden. Ein paar benutzte Gummi-Handschuhe liegen am Rand, Hinterlassenschaft der Spurensicherung, die bis zum späten Samstagabend hier zugange war. "Und so etwas passiert hier, mitten auf dem Land", sagt ein Mann und schüttelt den Kopf. "Hoffentlich finden sie den bald. Sonst kehrt doch hier keine Ruhe ein." Ein Polizeihubschrauber kreist über der Stelle und landet unterhalb auf der Wiese. Drei Zivilfahrzeuge der Polizei stehen auf dem befestigten Feldweg einen halben Kilometer von dem abgesperrten Fundort. Noch immer wird nach der Tatwaffe gesucht. Auch im Heimatort der Frau herrscht Fassungslosigkeit. Sie war beliebt in dem 2000-Einwohner großen Weinort, der vor vier Jahren überregional bekannt geworden ist, als die deutsche Weinkönigin von dort kam. Die 38-jährige Ehefrau und Mutter galt als leidenschaftliche Joggerin und Walkerin, zusammen mit Frauen aus dem Ort hat sie sich sportlich betätigt. Auch bei den Fastnachtsfrauen war sie aktiv. Sie galt als sehr beliebt. Seit 15 Jahren lebte sie in Nittel, dem Heimatort ihres sieben Jahre älteren Mannes. Am Ortsausgang haben sie an sein Elternhaus angebaut. Bekannte der Familie berichten, dass die beiden ein "sehr harmonisches Ehepaar" gewesen seien. Niemandem ist etwas von Streitigkeiten bekannt. Als seine Frau am Samstagmorgen immer noch nicht aufgetaucht sei, soll der Mann eine Vorahnung gehabt haben. "Da ist mit Sicherheit etwas passiert", soll er gesagt haben. Als sie dann mittags gefunden worden ist, hat der gesamte Ort unter Schock gestanden. Für abends stand noch eine Theateraufführung des örtlichen Karnevalsvereins Naischnoatz im Bürgerhaus auf dem Programm. Nach der schrecklichen Nachricht wollte der Verein die Aufführung von "Ues Botzfra streppt" absagen. Doch der Ehemann der Toten habe gesagt, sie solle stattfinden. Doch gelacht habe bei dem Lustspiel kaum einer, berichtet ein Zuschauer.

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