Auf die schiefe Bahn geraten

TRIER. Kriminelle Machenschaften in der Trierer Stadtverwaltung: Drei Bedienstete haben offenbar in den vergangenen zwei Jahren in verschiedenen Ämtern in die eigene Tasche gewirtschaftet und sind damit aufgeflogen. Derzeit laufen Strafverfahren.

Das Leben schreibt mitunter tragische Geschichten. Ausgerechnet ein Mann, der in der Stadtverwaltung 25 Jahre lang eine hoch verantwortungsvolle Aufgabe als Vollstreckungsbeamter wahrgenommen hat, ist anscheinend der Versuchung des Geldes erlegen. Eifrig rückte der Bedienstete in der Vergangenheit säumigen Zahlern zu Leibe, kassierte hier Bargeld und dort einen Scheck, lieferte alles ab. Bis es ihn eines Tages überkommen haben muss. Das prinzipiell unabhängig von der Verwaltung arbeitende und nur Oberbürgermeister Helmut Schröer unterstellte Rechnungsprüfungsamt kam ihm im April nach einem Hinweis des Amtsleiters auf die Schliche, als er aufgrund einer Krankheit wochenlang fehlte. Es wurde festgestellt, dass der Beamte kaum Abrechnungen über die von ihm kassierten Beträge vorgelegt hatte. Die Prüfer fanden heraus, dass für 5300 Euro keine Zahlungseingänge bei der Stadtkasse feststellbar waren.Vor den Trümmern der beruflichen Existenz

Recherchen unter anderem bei einem Gewerbetreibenden ergaben aber, dass der Geld bezahlt hatte - der Beamte musste es also "eingesackt" haben. In seiner Verzweiflung gab der Mann an, seine Krankheit sei an dem Fehlverhalten schuld. Er befinde sich in psychiatrischer Behandlung und sei suizidgefährdet. Doch ein amtsärztliches Gutachten beschied, er sei voll schuldfähig. Nun steht er vor den Trümmern seiner beruflichen Existenz: Eine vorläufige Dienstenthebung unter Kürzung seiner Bezüge wurde bereits verfügt, vor dem Verwaltungsgericht ist eine Klage des Arbeitgebers auf Entfernung aus dem Dienst anhängig. Zudem ermittelt seit September die Staatsanwaltschaft Trier gegen ihn. Ins Visier der Fahnder ist auch ein städtischer Beamter geraten, der im Amt für Ausländerangelegenheiten arbeitete. In seinem Fall keimte im Juni bei seinem Vorgesetzten der Verdacht, er zahle nicht alle von ihm kassierten Beträge ein. Prinzipiell werden in diesem Amt kleinere Gebühren von bis zu 30 Euro erhoben, die etwa für die Verlängerung einer Aufenthaltsgenehmigung anfallen. Das Rechnungsprüfungsamt stellte nach akribischer Untersuchung mehrerer tausend Akten fest, dass der Beamte in 600 Fällen rund 14 000 Euro beiseite geschafft haben muss. Zunächst leugnete der Beschuldigte alles und betonte, er sei ein "Ehrenmann". Später, als die Beweise unumstößlich waren, gab er alles zu. Was den Prüfern besonders auffiel: In rund 50 Fällen kassierte der Bedienstete offenbar Geld von Ausländern, obwohl die erbrachten Leistungen gebührenfrei gewesen wären. Während Beamte nur mittels einer Klage des Dienstes enthoben werden können, ereilte einen städtischen Angestellten das Schicksal binnen vier Wochen. Am 15. Oktober wurde entdeckt, dass er einen vorläufigen Personalausweis ausgestellt und Geld kassiert hatte, ohne es ordnungsgemäß zu verbuchen. Daraufhin checkte das Rechnungsprüfungsamt sämtliche EDV-Unterlagen der vergangenen beiden Jahre, die der Angestellte bearbeitet hatte.Fristlose Kündigung binnen vier Wochen

Ergebnis: 7200 Euro flossen wohl in seine eigene Tasche. Die fristlose Kündigung flatterte ihm am 15. November ins Haus, ferner wurde Strafanzeige gegen ihn gestellt. Da der Mann seit 40 Jahren für die Stadtverwaltung Trier arbeitet, wo er aufgrund seiner ruhigen Art als "Fels in der Brandung" galt, werden sich die Prüfer nun die Mühe machen, auch ältere Papiere zu beleuchten. Drei Fälle von Unterschlagungen binnen eines Jahres - "das hatten wir noch nie", sagt ein Insider kopfschüttelnd. Fassungslos haben im Rechnungsprüfungsausschuss auch die Kommunalpolitiker von den Vorfällen Kenntnis genommen.

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