Beamte halten länger durch

BERLIN. Jeder vierte Beamte geht wegen Krankheit oder Erschöpfung frühzeitig in den Ruhestand. Dennoch ist die Quote der vorläufigen Pensionierungen rückläufig.

Wer vorzeitig seinen Dienst quittiert, hat meist eine längere medizinische Leidensgeschichte hinter sich: Jeder vierte Beamte geht wegen Erschöpfung und Krankheit in den früheren Ruhestand, wie das Bundesinnenministerium jetzt dem Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages bestätigte. Eine Quote, die aber noch nichts über die Entwicklung aussagt: Die Zahl der Pensionierungen wegen Dienstunfähigkeit bei Bund, Ländern und Gemeinden ist nämlich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes schon seit Jahren rückläufig. Und das in einem erheblichen Maße: Während im Jahr 2000 der Anteil der vorzeitigen Ruheständler an den Pensionierungen noch satte 49 Prozent betrug, waren es in den letzten beiden Jahren nur noch besagte 25 Prozent. Ein Trend, der mit deutlichen Kürzungen der Pensionen von Vorruheständlern forciert wurde. Und auf den die rot-grüne Koalition weiter setzt, wie im Frühjahr offiziell zu lesen sein wird. Denn dann, so gestern das Innenministerium gegenüber unserer Zeitung, wird nach 1996 und 2001 zum dritten Mal der Versorgungsbericht der Bundesregierung vorgelegt, der sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet. Er sollte eingentlich schon Ende letzten Jahres auf dem Tisch liegen. In dem Bericht werden aufgrund von aktuellen Personalstatistiken die Versorgungsausgaben im gesamten öffentlichen Dienst dargestellt und bis zum Jahre 2050 vorausberechnet. Und jeder Vorruheständler weniger schlägt positiv zu Buche. Allein 2003 mussten die öffentlichen Kassen 35 Milliarden Euro an Altersbezügen für rund 1,4 Millionen Versorgungsempfänger aufbringen. Nach knapp 21 000 Fällen im Jahr 2000 hängten 2003 nur noch knapp 9000 Beamte ihren Beruf wegen Dienstunfähigkeit an den Nagel.Altersteilzeit auf dem Vormarsch

Diese Entwicklung wird im Wesentlichen auf die seit 2001 geltenden, höheren Versorgungsabschläge bei vorzeitigem Ausscheiden, aber auch auf die wachsende Zahl von Beamten in Altersteilzeit zurückgeführt. Während beim Bund der Anteil der Frühpensionäre von 13,3 Prozent im Jahr 2002 auf 9,1 Prozent in 2004 Jahr sank - "der niedrigste Stand seit 25 Jahren", heißt es aus dem Ministerium von Otto Schily (SPD) - liegt er bei den Beamten der Städte und Gemeinden mit 33,7 Prozent sehr hoch. In den Ländern ließen sich im vergangenen Jahr 26,8 Prozent der Beamten vorzeitig pensionieren. Der deutsche Beamtenbund (dbb) warnt allerdings davor, die Zahlen miteinander zu vergleichen. "Denn die Stressberufe liegen nicht unbedingt beim Bund", so ein Sprecher gestern. Die Gründe für den vorzeitigen Ruhestand seien sehr stark tätigkeitsabhängig, wie man bei Lehrern sehen könne. So hält es laut einer Studie des Zentrums für Lehrerbildung in Kassel der durchschnittliche "Pauker" nur bis zum 57. Lebensjahr in der Schule aus. Hauptgründe für das vorzeitige Ausscheiden sind schwere psychische und psychosomatische Probleme. Ähnlich ist das Krankheitsbild bei den beiden anderen, besonders betroffenen Berufsgruppen, den Polizisten und Feuerwehrleuten.

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