Blitzehe: Kurz angebändelt und auf zum Traualtar

Da dürfte sich so mancher in Deutschlands ältestem Bistum verwundert die Augen reiben: Das katholische Ehranger Marienkrankenhaus und das Evangelische Elisabeth-Krankenhaus Trier treten vor den Traualtar. Eine Blitzehe nach nur vierwöchiger Verlobungszeit.

Trier. An so manches Wort müssen sich die Protagonisten der für Freitagmittag kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erst noch gewöhnen. "Ökumenisch" ist so ein Wort. Dabei geht es um den Dialog der christlichen Kirchen. Aber statt "ökumenisch" rutscht der Mainzer Gesundheitsministerin Malu Dreyer zunächst das Wörtchen "ökonomisch" raus. Und selbst die Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Schwester Basina, verhaspelt sich, als sie wenig später auf das erste "ökonomi…., äh ökumenische Krankenhaus" im Land zu sprechen kommt.

Verständlich. Die Situation ist für alle noch etwas ungewohnt. Bislang gibt es im überwiegend katholischen Rheinland-Pfalz schließlich noch keine Klinik, die von Protestanten und Katholiken gemeinsam geleitet wird. Für so eine Allianz bedarf es auch des Segens von oben. Den gab es: Sowohl der Trierer Bischof Stephan Ackermann als auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Nikolaus Schneider, nickten die Klinik-Fusion im Vorfeld ab.

Schon ab 1. Januar werden das Evangelische Elisabeth-Krankenhaus Trier und das katholische Marienkrankenhaus in Trier-Ehrang einen Krankenhausverbund bilden. So rasch dürften selten zwei Kliniken vor den Traualtar getreten sein. Denn die ersten zarten Annäherungsversuche liegen gerade einmal zwei Wochen zurück. "Verkuppelt" wurden die beiden Krankenhäuser von der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Der SPD-Frau war natürlich nicht entgangen, dass das Elisabeth-Krankenhaus auf der Suche nach einem neuen Partner war. "Und da hatten wir zufällig ein Kabinettstreffen mit den Protestanten", sagt Dreyer, ohne ins Detail zu gehen. Sie ergänzt: "Und dann ging alles ganz schnell."

Nun gut, ein wenig musste politisch noch nachjustiert werden, weil schließlich jedes Krankenhaus ein Profil brauche, wie Dreyer sagt: Also bekommt das Elisabeth-Krankenhaus eine Hauptfachabteilung für Geriatrie; und in Trier-Ehrang werden zusätzlich künftig auch spezielle Naturheilverfahren angeboten. Eine Art politische Mitgift, die die Zukunftsfähigkeit des neuen Trierer Krankenhausverbunds gewährleisten soll. Ministerin Dreyer jedenfalls ist optimistisch, dass die Blitzehe hält. "Ein vorweihnachtliches Geschenk für die Gesundheitsversorgung in der Region und die Beschäftigten der beiden Krankenhäuser", freut sie sich.

Und wenn es doch einmal hakt? "Es darf auch mal einen Konflikt geben", sagt Schwester Basina von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen, "dann üben wir halt, wie wir diesen Stolperstein auf christlichem Weg aus der Welt schaffen."

Dreyers Ehemann, der Trie rer Oberbürgermeister Klaus Jensen, gerät angesichts der öumenischen Premiere sogar so ins Schwärmen, dass er bereits von der "Zusammenführung von zwei Religionsgemeinschaften" spricht. "Hoppala", meint da Schwester Basina, "das darf aber nicht in der Zeitung stehen. Wenn das der Bischof liest …"

Eine Frage drängt sich dann doch noch auf: Wenn Marien- und Elisabeth-Krankenhaus fusionieren, was ist dann eigentlich mit den beiden anderen Marienhaus-Kliniken Bitburg und Neuerburg? "Sie gehen ebenfalls einen Krankenhausverbund ein", gibt die Ministerin bekannt. Schließungen einzelner Abteilungen seien auch dort nicht geplant, sagt Schwester Basina. Und im Vergleich zur ökumenischen Hochzeit ist die Ehe unter Katholiken eines Trägers ja nichts Besonderes.

hintergrund Die Marienhaus GmbH der Waldbreitbacher Franziskanerinnen zählt mit 27 Krankenhäusern, 29 Alten- und Pflegeheimen, acht Hospizen und 16 weiteren Einrichtungen zu den größten katholischen Trägern von sozialen und karitativen Einrichtungen in Deutschland. In der Region Trier gehören etwa die Krankenhäuser in Bitburg, Ehrang und Gerolstein sowie das Hochwald-Altenzentrum in Hermeskeil zur Marienhaus GmbH. Die Agaplesion gemeinnützige Aktiengesellschaft mit Sitz in Frankfurt ist der bundesweit größte evangelische Krankenhausträger. Insgesamt betreibt Agaplesion mehr als 60 Einrichtungen mit 10 000 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen 620 Millionen Euro um. (sey)

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