Boza Narodwänia!

"Die weiße Tischdecke an Heiligabend ist ein Muss", sagt Magdalena Nowak aus Polen. In der Mitte der festlich gedeckten Tafel liegt Heu, darauf liegen Hostien, die die Familie bei einem Pfarrer für diesen Brauch besorgt hat.

"Es ist ein Symbol für Jesus Geburt im Stall." Am "vigilia", dem Festessen am Heiligabend, ist Fleisch tabu. Stattdessen werden Karpfen, Heringssalat, die Süßspeise "kudja" und eine Rote-Beete-Suppe verzehrt. "Insgesamt werden zwölf verschiedene Gerichte aufgetischt", erzählt Magdalena Nowak. Das Dutzend an Leckereien steht für die zwölf Apostel. Das edelste Porzellan kommt an Weihnachten zum Einsatz. Gedeckt wird immer ein Teller mehr, denn in Polen sind Menschen ohne Familie oder Dach über dem Kopf willkommen. "Auch bei uns hat schon mehrmals jemand an Heiligabend geklopft", erzählt die Polin. Obdachlose hätten mitgegessen. "Das ist selbstverständlich", erzählt Magdalena. Gast ist auch der Heilige Nikolaus am 24. Dezember in den Häusern. Ein als Bischof verkleideter Verwandter kommt zu den Kindern und beschenkt sie. Um Mitternacht besucht man die Christmette. Weihnachten ist auch das Fest der verwunschenen Geschichten. Die kleine Magdalena hat lange der Erzählung der Erwachsenen geglaubt, dass die Tiere im Stall in der heiligen Nacht sprechen. Mehrmals hat sie sich zum Stall aufgemacht, doch "die Schweine haben gegrunzt wie immer, und das Schnattern der Gänse war auch gleich." Heute glauben ihre Kinder an das Weihnachtsmärchen. Traditionell wird der Weihnachtsbaum in der Familie Nowak mit Kugeln, kleinen roten Äpfeln, Plätzchen und in Glanzpapier eingehüllten Bonbons geschmückt. "Am zweiten Weihnachtstag hängt allerdings nur noch das Papier", erzählt die Mutter von zwei Kindern schmunzelnd. (kat)

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