Brexit: Bye-bye Britannia! - Warum Briten in der Region die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen

London/Trier · Der Brexit beginnt: Heute wird Theresa May den Austritt aus der EU beantragen. Viele ihrer Landsleute in der Region sind besorgt und erwerben die deutsche Staatsbürgerschaft.

Künftige Schülergenerationen werden in ihren Geschichtsbüchern lesen, dass der heutige Mittwoch, 29. März 2017, ein bedeutsamer Tag für Großbritannien und Europa ist. Denn die britische Premierministerin Theresa May wird heute den Austritt aus der EU beantragen. Welche Folgen dies hat, ist völlig offen. Viele Briten, die in der Region Trier leben, fürchten um die Privilegien, die sie als EU-Bürger noch haben, und wollen Deutsche werden: Die Zahl der Einbürgerungen ist vor allem rund um Trier stark gestiegen. Im Kreis Trier-Saarburg stellten Briten zuletzt ein Drittel aller Einbürgerungsanträge.

Mit Spannung wird erwartet, welche Ziele Großbritannien verfolgt. Sicher ist nur, dass bald - voraussichtlich im Mai - eine Zeit harter Verhandlungen beginnt. Ein Sondergipfel der 27 Staats- und Regierungschefs beschließt am 29. April die Brüsseler Leitlinien für den Brexit. 30 EU-Spitzenbeamte gehen gut vorbereitet in den Scheidungskrimi.

Lediglich zwei Jahre soll es dauern, bis das Königreich im März 2019 aus der EU ausscheidet. Wenig Zeit für eine Trennung nach 40 Jahren Partnerschaft. Wenig Zeit, um Tausende Detailfragen zu klären. London steht dabei stärker unter Druck als Brüssel, muss es doch auch noch zahlreiche neue Handelsverträge abschließen. Eine Verlängerung der Brexit-Verhandlungen ist zwar möglich, allerdings müssten sämtliche EU-Länder zustimmen.

Besonders heikel ist die Frage, wie viel Geld die Briten Brüssel schuldig sind. Inge Gräßle (CDU), Vorsitzende des Haushaltskontrollausschusses im EU-Parlament, spricht im TV-Interview von 57 Milliarden Euro - unter anderem für die Pensionen der EU-Beamten. Ein Rabatt auf die Schlussrechnung sei ausgeschlossen. "Nix gibt's", sagt sie. Der britische Außenminister Boris Johnson hingegen hat kürzlich die Frage aufgeworfen, ob Großbritannien überhaupt etwas zahlen will.

Offen ist auch, ob sich May zur Reihenfolge äußert: Während die EU erst den Austritt regeln möchte, wollen die Briten schnellstmöglich über einen Freihandelsvertrag reden.

May hat bereits verkündet, dass ihr Land den EU-Binnenmarkt verlassen soll. Auch der Zollunion mag es nicht mehr angehören. Der Rechtsprechung des EU-Gerichtshofs in Luxemburg wollen sich die Briten nicht länger unterwerfen, und keinesfalls sollen weiter ungehindert EU-Arbeitskräfte ins Land kommen. Gleichzeitig soll man sich über die Rechte von EU-Bürgern einigen, die schon in Großbritannien leben und von Briten, die in der EU zu Hause sind. Dem Thema scheinen beide Seiten Priorität einzuräumen.

Der Brexit könnte auch zu einem Auseinanderbrechen des Königreichs führen: Schottland lehnt Mays harten Brexit-Kurs ab und fordert ein neues Referendum über die Unabhängigkeit .

Zwar dürfte Luxemburg EU-Arbeitsplätze verlieren - zum Beispiel beim Gerichtshof oder in der Parlamentsverwaltung. Dennoch könnte der Standort profitieren. Mehrere Finanzinvestoren haben angekündigt, Europaniederlassungen in Luxemburg zu eröffnen, während in London erste Stellen gestrichen werden. Über den Wohnungsmarkt könnte sich dies auch auf die Region auswirken.

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