Der letzte "Gang" des Alt-Bischofs

TRIER. Der in der Nacht zum Donnerstag gestorbene Alt-Bischof Hermann Josef Spital wird am Mittwoch in der Krypta des Trierer Doms beigesetzt. Domdechant Prälat Franz Josef Gebert ist einer der Hauptorganisatoren des Bischofsbegräbnisses. "Es gibt so viele Kleinigkeiten, die geklärt werden müssen", sagt der Geistliche.

Für Franz Josef Gebert könnten die Tage derzeit 30 Stunden haben. Fast rund um die Uhr ist der 57-Jährige damit beschäftigt, die Beerdigung von Alt-Bischof Spital zu organisieren. Ständig klingeln Geberts Telefon und Handy, müssen Termine abgesprochen und Aufgaben verteilt werden. Als Domdechant und damit Mitglied des obersten Leitungsgremiums des Bistums ist der Geistliche einer derjenigen, bei dem in diesen Tagen die Strippen zusammenlaufen, der gefragt ist, wenn etwas abgeklärt werden muss. Schon bei der Überführung des Leichnams nach Trier war Franz Josef Gebert dabei. Gemeinsam mit Weihbischof Jörg Michael Peters, Dompropst Werner Rössel und Generalvikar Georg Holkenbrink fuhr der Domdechant am Donnerstagmittag ins westfälische Münster, wo Spital die letzten zwölf Monate seines Lebens verbracht hat. "Wir gehen mit dem Leichnam um wie mit einem Lebenden", erklärt Gebert das Prozedere. "Wir empfangen und verabschieden ihn, das ist eine alte Tradition." Der Leichnam des in einem Krankenhaus gestorbenen Trie-rer Alt-Bischofs wurde zunächst in das Münsteraner Altenheim überführt, in dem Hermann Josef Spital seit einem Jahr untergebracht war. In der dortigen Kapelle konnte sich die Bevölkerung von ihrem einstigen Generalvikar und Weihbischof verabschieden. Am Donnerstagabend wurde Spitals Leichnam nach Trier überführt, wo ihn Vertreter des Domkapitels und einige ehemalige enge Weggefährten empfingen. In der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Savignykapelle im Domkreuzgang, wo der offene Sarg Spitals bis zum heutigen Morgen aufgebahrt ist, beteten die Geistlichen die so genannte Komplet, das Nachtgebet innerhalb des kirchlichen "Stundengebets". "Die Savignykapelle ist normalerweise geschlossen", sagt Domdechant Franz Josef Gebert. "Dort bahren wir traditionell unsere Toten auf."Warum der Bischofsstab umgedreht wird

Ebenfalls Tradition ist, dass ein gestorbener Bischof vor der Beerdigung in eine andere Kirche "verlegt" wird. So wird der Leichnam Hermann Josef Spitals am heutigen Samstagmorgen um 10 Uhr nach der Messe in die neben dem Priesterseminar gelegene Jesuitenkirche überführt. "Der Sarg wird mit dem Leichenwagen dorthin gefahren", erklärt der Domdechant. Zum Empfang beten Bischof Reinhard Marx und die anderen Geistlichen die "Terz", ebenfalls ein Teil des kirchlichen Stundengebets, bei dem besonders der Aussendung des Heiligen Geistes gedacht wird. Auch in der Jesuitenkirche können sich die Gläubigen bis am Dienstag am offenen Sarg von ihrem Alt-Bischof verabschieden. Dass der mit Messgewand und Mitra (traditionelle Kopfbedeckung) gekleidete Spital offen aufgebahrt wird, entspricht laut Gebert alten Gepflogenheiten. "Wenn früher jemand gestorben ist, wurde er bis zur Beerdigung doch auch zu Hause aufgebahrt. Am Tag des Begräbnisses begleitete die Gemeinde den Sarg dann zur Kirche, wo man zum letzten Mal gemeinsam mit dem Toten Eucharistie gefeiert hat." Genau das geschieht am Mittwochmorgen, wenn der Sarg des Alt-Bischofs in einer Prozession von der Jesuitenkirche aus durch die Brot- und Sternstraße zum Dom geleitet wird. "Dann ,geht' der Bischof ein letztes Mal durch die Bischofsstadt", erklärt Gebert. Als Zeichen der Trauer wird der Bischofsstab umgedreht, also mit der Krümme nach unten vorneweg getragen, während im Dom die Totenglocke läutet. Zum folgenden Pontifikalrequiem werden mehrere hundert Trauergäste erwartet. Hauptzelebrant bei dem vom SWR-Fernsehen live übertragenen Gottesdienst ist Bischof Reinhard Marx. In der Krypta unter dem Hauptaltar wird Hermann Josef Spital schließlich beigesetzt werden - an der Seite seines 1993 gestorbenen Vorgängers Bernhard Stein. Aus Platzgründen können an der Beisetzung nur das Domkapitel, Familienangehörige Spitals und einige Bischöfe teilnehmen. Ab Mittwochnachmittag kann das Grab des Alt-Bischofs von den Gläubigen besucht werden.

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