Die Früchte der präventiven Freundlichkeit

Berlin. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den Einsatz ausländischer Polizisten während der Fußball-WM als großen Erfolg gewürdigt. Schäuble verabschiedete am Donnerstag in Berlin Beamte aus 13 europäischen Ländern.

 Internationale Sicherheitsgruppe: Telmo Jorge von der portugiesischen Polizei, Ludger Otto von der deutschen Bundespolizei und Heyd J. Luc von der französischen Polizei (von links) auf dem Flughafen in München. Die Polizisten nahmen vor dem WM-Halbfinale die ankommenden Fans aus Portugal und Frankreich in Empfang. Foto: dpa

Internationale Sicherheitsgruppe: Telmo Jorge von der portugiesischen Polizei, Ludger Otto von der deutschen Bundespolizei und Heyd J. Luc von der französischen Polizei (von links) auf dem Flughafen in München. Die Polizisten nahmen vor dem WM-Halbfinale die ankommenden Fans aus Portugal und Frankreich in Empfang. Foto: dpa

Noch sind zwei Spiele zu spielen. Doch für Roger Evans steht fest: "Das Dream-Team hat funktioniert." Gemeint waren gestern allerdings weder die Fußballer von Frankreich noch von Italien. Sondern die rund 300 Polizisten aus 13 europäischen Staaten, die in ihren Landesuniformen mit deutschen Beamten während der Weltmeisterschaft ihren Dienst versahen. Evans ist Superintendent bei der Londoner Polizei. Er und seine englischen Kollegen traten in den vergangenen vier Wochen immer dort in Erscheinung, wo die Mannschaft um David Beckham ihre Spiele absolvierte - in Frankfurt oder Gelsenkirchen zum Beispiel. "Unsere Fans waren sehr beeindruckt und überrascht, uns zu sehen", so Evans sichtlich stolz. Die einen fühlten sich sicherer, die anderen wussten, sie stehen unter spezieller Beobachtung. Als "präventive Freundlichkeit" bezeichnete ein ebenso zufriedener Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Einsatz der ausländischen Beamten. Er verabschiedete sie gestern in Berlin. Viel und hitzig war im Vorfeld der WM über das Sicherheitskonzept debattiert worden. Es ging um den Einsatz der Bundeswehr im Inneren, um den Schutz gegen Terrori-sten und Hooligans, um mögliche Ausschreitungen und Gefährdungen beim "Public Viewing" oder um die Sicherheit in den Stadien. Am Sonntag ist das Turnier beendet, für Schäuble ist klar: "Wir haben eine gewaltige Herausforderung für die Sicherheit in unserem Lande hervorragend bewältigt." So sehen es auch Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) und Schäubles Amtsvorgänger Otto Schily (SPD), der als Minister maßgeblich am nationalen Sicherheitskonzept mitgearbeitet hatte: Es "ist genau aufgegangen", lobte Schily. Laut Schäuble war auch das zähe Ringen um den Einsatz der Bundeswehr während der WM richtig gewesen. Man habe vorbereitet sein müssen, so der Minister. Selbst bei 900 000 Besuchern auf der Berliner Fan-Meile gab es keine nennenswerten Probleme. Dass am Rande einiger Begegnungen Hooligans randalierten, trübt für Schäuble die Sicherheitsbilanz nicht: "Millionen Fans waren im Einsatz, die Zahl der Vorkommnisse war unheimlich gering." Fröhlichkeit und Sicherheit seien kein Gegensatz gewesen, "sondern bedingen sich gegenseitig". Die Polizei habe vielfach die gute Atmosphäre und Stimmung der Fans aufgegriffen und dadurch deeskalierend eingewirkt. Rund 250 000 deutsche Polizisten waren während der WM im Einsatz, 30 000 von ihnen von der Bundespolizei. "Dieser Einsatz wird Schule machen", meinte der Minister. Österreich und die Schweiz interessieren sich bereits für das deutsche Sicherheitskonzept. In beiden Ländern findet in zwei Jahren die Europameisterschaft statt. Lob von Schäuble gab es aber auch für die in Deutschland eingesetzten europäischen Polizisten: Sie hätten "unendlich viel" dazu beigetragen, das WM-Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" Wirklichkeit werden zu lassen. Gijsbertus Vermeulen, niederländischer Beamter, bekam dies auf eine ganz besondere Weise zu spüren: "Einige Deutsche", erzählte er gestern, "waren verwundert über die neuen deutschen Polizeiuniformen. Und einige holländische Fans wunderten sich über mein gutes Holländisch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort