Die Klagen der Kliniken

TRIER. Personal-Engpässe, OP-Termine in der Nacht und weniger Zeit für die Patienten: Wird Bereitschaftsdienst als volle Arbeitszeit gerechnet, leiden gerade die Kliniken der Region unter dem steigenden Personalbedarf. Bereits jetzt haben sie Mühe, Stellen zu besetzen.

"Dieses Urteil ist kontraproduktiv, solange nicht die Finanzierung des erhöhten Personalbedarfs gedeckt ist und die zusätzlich benötigten Ärzte auf dem Arbeitsmarkt überhaupt zur Verfügung stehen", sagt der kaufmännische Leiter des Marienkrankenhauses in Trier-Ehrang, Stefan Eiden. Er rechnet für die 181-Betten-Einrichtung mit einem Mehrbedarf von sechs Ärzten und klagt: "Es wird immer schwieriger, Ärzte zu finden." Ein Problem, das auch in anderen Häusern akut ist. "Wir haben schon jetzt eine unbesetzte Assistenzarzt-Stelle", sagt der Leiter der Personalabteilung im Saarburger Kreiskrankenhaus St. Franziskus, Berthold Barth. Und Wolfgang Walter, kaufmännischer Leiter des Clemens-August-Krankenhauses in Bitburg, sagt voraus: "Gerade die jungen Ärzte gehen lieber in Städte mit einem größeren kulturellen Angebot. Die Neuregelung wird ländliche Regionen besonders hart treffen." Walter erwartet, dass er für die von ihm verwalteten Kliniken in Bitburg und Neuerburg zusammen acht zusätzliche Ärzte benötigt; vier bis fünf weitere Planstellen müssten in dem organisatorisch angegliederten St.-Josef-Krankenhaus in Hermeskeil entstehen. Bereitschaftsdienste als Zubrot

Nach Ansicht der Krankenhausbetreiber stößt das EuGH-Urteil auch nicht bei allen Klinik-Ärzten auf Begeisterung. "Manche haben beispielsweise gerade gebaut und die Zuschläge für die Bereitschaftsdienste in die Finanzierung einkalkuliert", weiß der Bitburger Verwaltungschef Wolfgang Walter. Ähnliches berichten seine Kollegen. "Einige Assistenzärzte haben sich damit bis zu 1000 Euro im Monat dazu verdient", sagt Stefan Eiden vom Marienkrankenhaus. Das Urteil wird auch Konsequenzen für die Patienten haben. Es zwingt die Krankenhäuser zu neuen Arbeitsmodellen wie beispielsweise dem Drei-Schicht-Dienst. Das daraus entstehende Dilemma einer gerechten Auslastung der Mitarbeiter beschreibt der Personalleiter des Wittlicher St.-Elisabeth-Krankenhauses, Heinz Winden: "Künftig könnte es sein, dass nicht alle therapeutischen Maßnahmen schon morgens abgeschlossen sind." Und sein Kollege Eiden meint: "Dann werden Patienten auch nachts operiert."

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