Die trudelnde Maschine ist nicht vergessen

Wohl nur glücklichen Umständen haben es die Bewohner Oberkails (Eifelkreis Bitburg-Prüm)zu verdanken, dass vor einem Jahr ein führerlos über dem Ort trudelnder Militär-Jet nicht in dem Eifel-Ort einschlug. Inzwischen haben die amerikanischen Militärs reagiert. Bei den Oberkailern wird der Absturz bei einem Dankfest am Sonntag wieder Thema sein.

Oberkail. Rund um die kleine Frohnertkapelle unweit von Oberkail erinnert nichts mehr an die Ereignisse vor einem Jahr. Um 13.06 Uhr schlägt dort am 14. September 2006 ein Kampfjet vom Typ F 16 auf und bohrt sich in den Boden. Die Maschine kommt vom in Sichtweite zum Absturzort gelegenen Air-Force-Stützpunkt Spangdahlem."Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt im Dorf", sagt Oberkails Ortsbürgermeister Rudolf Densborn. Er war Augenzeuge des Absturzes und hat durchaus zwiespältige Erinnerungen an die Zeit vor einem Jahr. Denn nach dem Unfall kam heraus, dass der Jet nicht zufällig bei Oberkail niederging: Der Pilot der Maschine hatte vielmehr die für diesen Fall vorgesehene Prozedur befolgt, war mit dem Schleudersitz unverletzt aus der nicht mehr normal zu landenden Maschine ausgestiegen und hatte das Flugzeug seinem Schicksal überlassen, teilen die Militärs mit. Die F 16 flog jedoch aus bisher nicht geklärten Gründen weiter in das Waldgebiet nordöstlich von Oberkail, sondern trudelte führerlos über die Häuser des Orts.Dass in der Nähe Oberkails der festgelegte Ausstiegspunkt lag, wussten die Oberkailer zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie erfuhren erst aus dem Trierischen Volksfreund, dass Flächen nördlich von Oberkail seit Jahren zum Absturzgebiet bestimmt worden waren. "Da hat der TV gute Dienste geleistet, damit die ganze Wahrheit bekannt wurde", sagt Ortsbürgermeister Densborn rückblickend. Und so wurde aus der anfangs von seiten der Militärs als fliegerische Meisterleistung gefeierten Aktion immer mehr ein Fiasko. Nach und nach kam heraus, dass die Air-Force zwar strikt nach Vorschrift gehandelt hatte. Die entsprechenden Bestimmungen für einen Ausstieg des Piloten im Notfall und das von den Militärs auserkorene Gelände kannten vor dem 14. September 2006 jedoch noch nicht einmal deutsche Ministerien, Militärs oder Behörden - behaupteten sie seinerzeit jedenfalls. Die Angst vor einem weiteren kontrollierten Absturz ließ die Menschen nach dem ersten Schrecken nicht ruhen. Oberkails Ortsbürgermeister und viele weitere Eifeler setzten sich deshalb dafür ein, dass das Gebiet für geplante Abstürze auf den Truppenübungsplatz Baumholder verlegt wird. Diesem Wunsch kam die Airforce im Januar 2007 nach. Bereits seit Ende Oktober 2006 befindet sich die Abwurfzone für Tanks und Munition auf dem Truppenübungsplatz. Niedrigere Antenne und neue Markierung

Das Verlegen der Ausstiegszone war für die Air-Force nicht die einzige Konsequenz aus der Beinahe-Katastrophe. "Wir haben durch den Absturz viel gelernt", sagt Darryl Roberson, Chef des in Spangdahlem stationierten 52. Jagdgeschwaders. Seit nunmehr einem Jahr werde die Zusammenarbeit mit deutschen Stellen vertieft. Sei es, dass Feuerwehrleute aus der Region auf der Air-Base üben, sei es, dass das Szenario eines Absturzes gemeinsam durchexerziert wurde. Doch es wurde nicht nur geredet, sondern auch gebaut. Laut einer 63 000 Euro teuren Studie zum Unfallhergang war eine rund sechs Meter hohe Antenne der Grund für die Beschädigung der F 16. Den Mast hatte die Maschine der Airforce gestreift. Dabei wurde der Jet so beschädigt, dass er nicht mehr gelandet werden konnte. Eine neue und nur rund anderthalb Meter hohe Ersatzantenne, die zudem weiter entfernt von der Landebahn aufgestellt ist, ersetzt inzwischen das deutlich höhere Vorgänger-Modell. Rund 56 000 Euro investierte die Airforce in dieses Projekt.Schwarz gestrichen ist zudem seit der Ende Juli abgeschlossenen Sanierung ein Stück am Anfang der Landebahn. Damit soll der optischen Illusion entgegengewirkt werden, wonach die Landebahn erst später als vom Piloten angenommen beginnt. Ungeachtet der technischen Raffinessen sind viele Oberkailer einfach nur froh, dass die Maschine kein Haus traf und keine Menschen verletzt oder getötet wurden. Für Pater James, Pfarrer im Ort, sind die Ereignisse vor einem Jahr deshalb Grund zur Dankbarkeit. "Wir wollen in diesem Jahr die traditionelle Lichterprozession mit dem Dank für die schützende Hand beim Flugzeugabsturz am 14. September vergangenen Jahres verbinden", heißt es in der Einladung zum Fest der Freunde am Sonntag in der Frohnertkapelle.

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