Ein erfolgreiches kleines Unternehmen

TRIER. Wer mehr als zwei Kinder hat, gilt in Deutschland bereits als Großfamilie. Familie Hansen aus Trier hat vier Kinder. Für Andrea Hansen ist Muttersein eine Lebensaufgabe.

Andrea Hansen ist Chefin. Sie leitet ein kleines, erfolgreiches Familienunternehmen. Dienstwagen ist ein älterer VW-Bus. Zusammen mit ihr gehören sechs Personen zu dem Unternehmen. Andrea Hansen managt ihre Familie und den Haushalt. Sie ist Mutter von vier Kindern. Die Hansens, die in einem liebevoll restaurierten ehemaligen französischen Offiziershaus mit einem traumhaften Garten in Trier-Nord leben, sind nach deutscher Norm eine Großfamilie, die ja bereits mit mehr als zwei Kindern beginnt. Doch Familie, Kinder, Muttersein - das ist für die 42-jährige gelernte Kinderkrankenschwester kein Stress. Für sie ist es Erfüllung. "Das ist meine Lebensaufgabe. Und die will ich nicht in den Sand setzen." Sie ist mit Leib und Seele Mutter. "Wir wollten immer viele Kinder", sagt sie. Immerhin ist ihr Mann Norbert, ebenfalls 42, als eines von acht Geschwistern aufgewachsen. Auch wenn das vierte Kind der Hansens, Nesthäkchen Lotta, fünf, nicht mehr so ganz geplant war. "Mit 36 noch Mal von vorne anfangen, das war schon eine ganz schöne Umstellung", erinnert sich Andrea Hansen. Die Älteste, Mascha, ist 15, Felix ist zwölf und Greta elf. "Wie die Orgelpfeifen", schmunzelt Andrea Hansen. Dass Paare keine Kinder haben wollen, dafür hat sie Verständnis. Für sie wäre das aber nie in Frage gekommen. "Ich habe trotz allem nichts vermisst in meinem Leben. Ich bin glücklich. Die Kinder geben einem so viel", sagt sie und zeigt auf eine Karte, die die Jüngste im Kindergarten gebastelt und auf die sie ein Gedicht für ihre "liebe Mama" geschrieben hat.Fehlt nur noch die Kuh im Garten

Die Hansens sind eine glückliche Familie. Auch wenn Familien immer wieder Steine in den Weg gelegt würden, sagt sie. Zum Beispiel im Urlaub. Flugreisen können sich die Hansens nicht leisten. "In den Ferien ist das ja nicht bezahlbar." Daher geht es immer mit dem VW-Bus auf Tour, meistens an die deutsche Nordsee. Manchmal macht Mama auch nur mal mit zweien Urlaub oder Papa fährt mit einem Teil der Familie. Auch ein Ausflug in den Freizeitpark wird gleich zum teuren Spaß. Und dann wären da noch die Schulbücher. "Die werden immer teurer und jedes Jahr brauchen sie neue." Auch die Busfahrkarten für die drei Ältesten, die aufs Gymnasium gehen, müssen bezahlt werden. Wirklich schlecht gehe es ihnen nicht, sagt Andrea Hansen. Ihr Mann verdiene als Betriebswirt bei der Post ganz gut. Dafür sei er aber auch den ganzen Tag bei der Arbeit. Eine sechsköpfige Familie muss erst einmal ernährt sein: Eine Packung Toast-Brot verdrücken die Hansens schon Mal an einem Abend. Auch Nudeln müssen immer kiloweise auf Vorrat sein. Genau wie Milch. "Ich könnte mir eine Kuh in den Garten stellen." Gemüse, Fleisch und Fisch wird tiefgekühlt nach Hause geliefert. Waschpulver kauft Andrea Hansen nur in Großpackungen. "In gewisser Weise", sagt sie, "ist Deutschland familienfeindlich." Wenn man wirklich Unterstützung brauche, gebe es keine. So suchte sie, als ihr das Managen des Haushalts doch mal zu viel und sie krank wurde ("Ich hatte eine depressive Phase"), professionellen Rat, wollte eine Haushaltshilfe. Das wurde abgelehnt, da gebe es bedürftigere Familien, habe man ihr gesagt. "Muss ich erst zusammenbrechen, bevor wir mal Unterstützung bekommen?" Auch an eine Mutter-Kind-Kur sei nicht zu denken, ihr Antrag wurde abgelehnt. Es ist nicht so, dass Andrea Hansen, dass Familienleben nicht bewältigen könnte. Sie verlangt nur, dass man ihre Arbeit respektiert und anerkennt und sie dafür auch mal entlastet. "Ich bin eine Löwenmutter, die ihre Kinder bis aufs Äußerste verteidigt. Aber ich muss mich auch durchsetzen." Andrea Hansen nimmt sich mittlerweile die Auszeit. Ihr Tag ist, wie eben bei einer Managerin, minutiös durchgeplant. Wenn morgens die Kinder aus dem Haus sind, ist Hausarbeit, Waschen und Kochen angesagt. "Da kann ich auch mal auftanken, wenn die Kinder raus sind." Nach dem Essen schnappt sie sich ein Buch. "Dann wissen die Kinder, dass sie mich in Ruhe lassen müssen." Ab und zu arbeitet sie nachts als Krankenschwester in einem Trierer Heim. "Der Job ist der Ausgleich zur Familie." Einmal die Woche ist Mama-Abend. Dann geht sie ins Fitness-Studio, läuft Inliner, geht in die Sauna. "Dann wird die Batterie aufgeladen. Man muss sich, wie jeder Chef, einfach mal Ruheräume schaffen. Man braucht diese Zeit für sich." Natürlich helfen die Kinder und der Papa auch im Haushalt mit. Ohne die Unterstützung würde das Unternehmen auch gar nicht funktionieren.

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