Ein ganz normaler Sommer

TRIER. Bibber-Sommer nennen es die einen, von einer ganz normalen Witterung sprechen Wetter-Experten. Nach den Hitzerekorden im vergangenen Jahr präsentiert sich das Wetter in diesen Tagen eher mittelmäßig - wie in anderen Sommern auch.

Das hat es schon lange nicht mehr gegeben: Im Juli brummt in vielen Wohnzimmern die Heizung. Abends kühlt es empfindlich ab, vorm Fernseher wird gezittert vor Kälte. Manch einer, der seine Heizung im Mai abgestellt hat, dreht sie in diesen Tagen wieder auf. "Für die Jahreszeit zu kühl", heißt es derzeit in den Wetterberichten. Ein Bibber-Sommer. Übrigens sind Vermieter verpflichtet, sobald die Zimmertemperatur unter 18 Grad fällt, den Heizkessel wieder anzuwerfen, auch wenn die eigentliche Heizperiode erst im Oktober wieder anfängt (Urteil des Amtsgerichts Schöneberg, AZ 5 C 375/97 ). Während viele aufgrund der Rekord-Hitze des vergangenen Jahres ernsthaft überlegt haben, sich Solaranlagen auf das Dach zu setzen, denkt derzeit der ein oder andere darüber nach, ob das Öl aufgrund der verlängerten Heizperiode noch bis zum Winter reicht. Nach dem vergangenen Sommer hat niemand damit gerechnet, dass ein Sommer in Deutschland auch verregnet und unfreundlich sein kann. Vergangenen Juni stieg die Quecksilbersäule doch schon auf Werte deutlich über 25 Grad. Was man allerdings schnellvergisst: Geregnet hat es trotz Hitze auch. Und das meistens sehr heftig.Auch 2002 fielen Sommerfeste ins Wasser

Bei einigen Unwettern war damals auch die Region betroffen, wie zum Beispiel im Juni 2003, als ein Tornado das Eifeldorf Schlausenbach heimsuchte und einen Millionen-Schadenanrichtete. Von solchen Naturkatastrophen ist die Region bislang verschont geblieben - im Gegensatz zum Süden und Norden Deutschlands, wo in den vergangenen Tagen heftige Regen- und Hagelfällesowie Sturm für Chaos sorgten. Versicherer erwarten dadurcheinen volkswirtschaftlichenGesamtschaden von 100 Millionen Euro. Auch, wenn einige Experten im vergangenen Jahr bereits von einem Klimawandel gesprochen und ständige Hitzesommer vorausgesagt haben, sehen Meteorologen das derzeitige Wetter als vollkommen normal an: "Kein Sommer ist wie der andere", sagt Michael Bauer vom Deutschen Wetterdienst. "Obwohl es viele anders empfanden: Der Juni war ein ganz durchschnittlicher Monat", heißt es dort. Es habe nicht zu viel geregnet, es sei nicht zu kalt gewesen - im Gegenteil, der Juni 2003 habe um 3,5 Grad über dem Durchschnitt gelegen. Auch im Jahr vor dem Rekordsommer 2003 war das Wetter eher mittelmäßig, auch damals fielen Gartenpartys und Feste ins Wasser. Und nicht zu vergessen die verheerende Flutkatastrophe in Ostdeutschland. Doch das haben viele nach dem Hitze-Sommer verdrängt. Und über das Wetter wird immer gerne gemeckert, einmal ist es zu kalt, einmal ist es zu heiß. Oft sind es immer die gleichen, die sich darüber aufregen. "Nach 2003 ist für die Leute jeder Sommer ein Skandal", meint Fernsehwetterfrosch Jörg Kachelmann. Auch die Landwirte zählen eher zu den Wetter-Meckerern. Vergangenes Jahr war es zu trocken, vor allem die Heu-Ernte fiel mager aus. Diesmal hält sich das Jammern noch in Grenzen. Denn das feuchte Wetter ist vor allem für Gemüse und Getreide gar nicht so schlecht. DieBauern rechnen mit einer besseren Ernte als in den vergangenen Jahren - falls es nicht anhaltend regnet. Denn in ersten Regionen werden bereits Ernteausfälle durch Regen und Hagel gemeldet."Juli und August können sehr heiß werden"

Auch die Hobbygärtner freuen sich nur bedingt, dass sie derzeit weniger Wasser zum Gießen brauchen. Denn das feuchte Wetter beschert ihnen eine Schneckenplage, die dafür sorgt, das Salat- und Blumenbeete manchmal über Nacht kahl gefressen werden. Ob der Sommer 2004 komplett ins Wasser fällt? Auf diese Frage will derzeit noch kein Meteorologe eine endgültige Antwort geben. "Juli und August können immer noch sehr heiß werden", lautet die Durchhalteparole. Es gibt also noch Hoffnung.

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