Eine Schule blickt nach vorn

Ein Jahr nach dem großen Krach herrscht anscheinend Aufbruchstimmung am evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in Schweich. Erstmals äußert sich der neue Schulleiter Gerhard Deussen öffentlich.

Schweich. Das Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Eine Zeit, die geprägt war von Streit, Misstrauen und Auseinandersetzungen zwischen Lehrern und Schulleiter, zwischen Träger und Schulleiter, zwischen Eltern unter sich. Ein Jahr, in dem die Schule gelähmt war, nur mit sich selber beschäftigt. Heute vor einem Jahr ging es los

Vor genau einem Jahr, einen Tag vor den Weihnachtsferien, drang der da bereits seit Monaten schwelende innerschulische Streit um den damaligen Schulleiter Heinrich Bentemann erstmals an die Öffentlichkeit. Der Träger des evangelischen Gymnasiums, die Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung, beurlaubte Bentemann. Warum, das ist bis heute noch nicht ganz geklärt, noch immer beschäftigen sich Gerichte und Gremien der evangelischen Kirche mit der Auseinandersetzung. Höhepunkt des Krachs war die Rückkehr des umstrittenen Schulleiters, als nach drei Monaten dessen Beurlaubung endete. Lehrer meldeten sich reihenweise krank, Eltern ließen ihre Kinder zu Hause. Seit Ende der Sommerferien ist Bentemann kein Schulleiter mehr. Gerhard Deussen ist sein Nachfolger. Und erstmals seit Monaten scheint wieder so was wie Aufbruchstimmung an der Schule zu herrschen. Deussen spricht von engagierten und motivierten Schülern und Lehrern. Zur Vergangenheit äußert sich der 54-jährige Pädagoge nicht, beurteilt auch nicht, wer Schuld an der Misere hat. Nur soviel: "Wir sind eine christliche Schule." Dazu gehöre auch, Fehler nachzusehen - und Toleranz und ein faires Miteinander. Daran habe es in der Vergangenheit womöglich gefehlt, sagt Deussen, der auch zehn Jahre Lehrer am Dauner Thomas-Morus-Gymnasium war. Der in Montabaur lebende Pädagoge will nach vorne schauen, hat konkrete Pläne, wie er den einst guten Ruf der Schule wieder herstellen kann. Das Bonhoeffer-Gymnasium soll keine Eliteschule im negativen Sinn sein. "Wir sind ein Gymnasium in Schweich, eine Schule in der Region für die Region." Neue Töne. Bislang pochte man beim DBG immer auf die herausragende Alleinstellung. Ohnehin sollen alle Schulen in Trägerschaft der evangelischen Kirche im Rheinland finanziell auf neue Füße gestellt werden. Ein Schulwerk soll Träger aller evangelischen Schulen im Rheinland werden, dahin sollen dann auch die Elternbeiträge fließen. Beim Kirchenkreis Trier, der einer von vier Stiftern der Bonhoeffer-Stiftung ist, beobachtet man diese Pläne genau. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch das Schweicher Gymnasium irgendwann dem Schulwerk unterstellt wird. Denn eins ist klar: An den Strukturen soll sich etwas ändern. Der Stiftungsvorstand, der sich aus Mitgliedern der Kirchengemeinden Trier, Ehrang und Wittlich und des Kirchenkreises Trier zusammensetzt, soll professioneller werden. Per Satzungsänderung soll der Superintendent geborenes Mitglied des Vorstands werden und so mehr Einfluss auf die Schule erhalten.Demnächst neue, kirchliche Schulordnung

Man wolle sich künftig wieder stärker engagieren, sagte Superintendent Christoph Pistorius bei den jüngsten Kreissynode in Bitburg. In der Gründungsphase der Schule war Pistorius im Stiftungsvorstand, hat dieses Amt dann aber aufgegeben. Die Schule selbst soll eine neue, kirchliche Schulordnung bekommen. Deussen will vor allem in die Mittelstufe mehr Praxis bringen, Praktika in Betrieben und im sozialen Bereich sollen Pflicht werden. Auch den kreativen Bereich will er ausbauen und neue Angebote für die nach den Sommerferien angelaufene Oberstufe machen. Die Zahl der Schüler wird sich laut Deussen in den nächsten Jahren von derzeit rund 370 auf 500 erhöhen.

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