Es geht aufwärts

BERLIN. Endlich mal eine gute Nachricht: Der Aufschwung naht. Eine Fülle positiver Nachrichten sorgt für bessere Stimmung - vor allem WirtschaftsministerClement frohlockt.

Nach drei Jahren wirtschaftlicher Tristesse scheint sich tatsächlich der erhoffte Aufschwung anzubahnen. Mit einer Fülle positiver Nachrichten sorgten am Mittwoch und Donnerstag die Märkte für gute Stimmung - und für ein Frohlocken bei Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement. Gerade Clement, der sich seit Jahren den Mund fusselig redet, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen, hat die Zahlen und Ergebnisse mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. "Es geht aufwärts", sagte er vor Journalisten. "Die Situation ist recht ermutigend."Von wegen "freier Fall"

Wer allein am Donnerstag die Wirtschaftsmeldungen der Agenturen lesen konnte, muss dem optimistischen Minister Recht geben. Und er muss zugleich den stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz fragen, worauf er seine düsteren Prognosen begründet. "Deutschland befindet sich im freien Fall", hatte Merz noch jüngst geäußert. Beinahe ausnahmslos melden die Unternehmen Zuwächse und Rekordergebnisse. Eine kleine Auswahl der Agenturschlagzeilen von gestern, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: Lufthansa fliegt in Gewinnzone - "Der Aufschwung ist sichtbar". (dpa) Die Deutsche Telekom hat in den ersten drei Monaten einen Überschuss von 169 Millionen Euro erwirtschaftet. Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro wurden abgebaut. (AFP) Der größte europäische Internetanbieter T-Online hat seinen Umsatz um 13 Prozent auf 489 Mio gesteigert. Bestes Ergebnis seit Börsengang 2000. (dpa) Die deutsche Autokonjunktur fasst wieder Tritt. Im April wurden 298 000 Autos neu zugelassen, 3,4 Prozent mehr als im März. (dpa) Die Deutsche Bahn AG hat ihr operatives Ergebnis um eine Milliarde Euro steigern können. Umsatzplus zwei Prozent. (ddp) Beim weltgrößten Reiseunternehmen TUI zieht das Geschäft immer deutlicher an. Die Sommersaison hat gegenüber dem Vorjahr 3,3 Prozent mehr Buchungen zu verzeichnen. (AP) Deutschlands drittgrößter Erstversicherer AMB Generali schreibt wieder schwarze Zahlen. Konzerngewinn: 53 Millionen. (Reuters) Der Kosmetikkonzern Beiersdorf hat im ersten Quartal operativ mit 137 Millionen rund acht Prozent mehr verdient als im Vorjahr. (Reuters) Der Jenoptik-Konzern hat das erste Quartal mit einem deutlichen Umsatzplus (10,5 Prozent) und mit einem neuen Hoch beim Auftragseingang abgeschlossen. (DGAP) Beate Uhse steigert Umsatz (zehn Prozent) und Vorsteuergewinn (17 Prozent) deutlich. (Reuters) Der Finanzkonzern Wüstenrot&Württembergische ist aus den roten Zahlen gekommen und hat einen Überschuss von 45 Millionen erzielt. (dpa) Der Medizintechnik-Hersteller Carl Zeiss Meditec hat den Konzernüberschuss um 112 Prozent auf 6,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt. (dpa) Der Münchner Lastwagen- und Maschienenbauer MAN hat im ersten Quartal sein Ergebnis deutlich gesteigert. (Reuters) Das Mobilfunkunternehmen Mobilcom hat seinen Betriebsgewinn fast verdreifacht. (Reuters) Kaffeeröster Tchibo strebt zweistelliges Wachstum an. Erlöse stiegen um 14 Prozent auf 787 Millionen. (dpa) Die Liste ließe sich fortsetzen. Sie passt auch zu den Zahlen der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die für Deutschland ein reales Wachstum von 1,1 Prozent für 2004 und zwei Prozent für 2005 errechnet hat. Am Donnerstag meldete zudem das Statistische Bundesamt, die deutsche Wirtschaft sei zu Jahresanfang gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr: Plus 0,4 Prozent im Vergleich zum Vor-Quartal.Sorgenkind bleibt die Baubranche

"Die Konjunktur ist angesprungen, daran gibt es keinen Zweifel", waren sich die Analysten am Finanzplatz Frankfurt einig. Sogar der schwache Einzelhandel hofft auf ein bescheidenes Wachstum von 0,5 Prozent im Gesamtjahr. Außer bei der krisengeschüttelten Baubranche sei "fast überall" eine Aufhellung zu registrieren, sagte Wirtschaftsminister Clement. Selbst der kritische Deutsche Industrie- und Handelskammertag mochte da nicht mehr mäkeln und sprach von einem "erfreulichen Fingerzeig".

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