"Es könnte eine Überraschung geben"

BERLIN. Der Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer ("Der Bulle von Tölz") wird am Sonntag in Berlin den Bundespräsidenten mit wählen. Im TV- Gespräch erklärt er, was er von der rot-grünen Kandidatin Gesine Schwan hält, warum der Favorit von CDU/CSU und FDP, Horst Köhler, für ihn nicht in Frage kommt - und wann Daniel Küblböck Staatsoberhaupt werden würde.

Herr Fischer, am Sonntag ist Bundespräsidentenwahl. Wie ist Ihre Gemütslage? Fischer: Ich bin relativ cool. Ernsthaft? Das Staatsoberhaupt wählt man doch nicht alle Tage. Fischer: Eine gewisse Spannung empfinde ich schon. Aber nur deshalb, weil ich das Gefühl habe, es könnte mit Frau Schwan doch noch etwas werden. Sind Sie einfach Optimist, oder wollen Sie noch versuchen, Stimmen aus dem Köhler-Lager für Gesine Schwan zu mobilisieren? Fischer: Ich kenne die Regeln noch nicht - aber bei einer Wahl darf man eigentlich im Wahllokal nicht mehr agitieren… Nehmen Sie doch heimlich jemanden im Reichstag beiseite. Wie wär‘s mit Karl-Heinz Rummenigge, den die CSU in die Bundesversammlung schickt? Fischer: Ich glaube nicht, dass ich den noch rüber kriege. Ich habe trotzdem den Eindruck, wir könnten eine Überraschung erleben. Obwohl es ja ziemlich blauäugig ist zu glauben, jemand springt tatsächlich über seinen Schatten und wählt einen anderen als die Fraktion vorgibt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Wie sind Sie überhaupt in den erlauchten Kreis derer, die wählen dürfen, geraten? Fischer: Ich habe den SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget letztes Jahr im bayerischen Landtagswahlkampf unterstützt und er hat mich gefragt, ob ich es machen würde. Ich empfand das als sehr ehrenhaft und habe sehr freudig zugesagt. Nachdenken musste ich nicht - man lebt schließlich in diesem Staat, und ich finde, jeder ist verpflichtet, das Gemeinwesen auch mit zu gestalten. Sie werden Samstag schon in Berlin eintrudeln. Was erwartet Sie? Fischer: Es wird erst eine Fraktionssitzung geben, dann macht die SPD noch eine Fete. Die Genossen feiern also noch, was ja ganz beruhigend ist. Am Sonntag in der Früh geht's schon im Reichstag los. Nun sitzen Sie mit einem SPD-Ticket in der Bundesversammlung, also ist Gesine Schwan ihre Kandidatin. Warum legen Sie sich auch ganz persönlich für sie ins Zeug? Fischer:Ich meine nicht, dass sie es werden muss, weil sie eine Frau ist. Nur Frau zu sein, ist nicht abendfüllend. Aber ich finde, Gesine Schwan steht mehr über den Dingen - sie hat in der SPD bewiesen, dass sie starre Denkschemata verlassen kann. Ich glaube, sie könnte Impulse geben weit über das Wirtschaftsdenken hinaus. Das könnte Horst Köhler nicht? Er war zwar IWF-Chef, genießt aber darüber hinaus hohes Ansehen. Fischer: Ich finde Köhler auch nicht so schlecht. Aber ich habe ein bisschen das Gefühl, wenn in dieser Instanz auch noch ein Wirtschaftler sitzt, geht's nur noch um solche Dinge. Ein Bundespräsident hat für mich vielerlei ideelle Fragen aufzuwerfen. Da halte ich Frau Schwan für geeigneter. Es gibt Forderungen, den Bundespräsidenten vom Volk wählen zu lassen. Was halten Sie davon? Fischer: Nichts. Sonst wird es ja Daniel Küblböck. S Mit Ottfried Fischer sprach unser Korrespondent Hagen Strauß.

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