"Für die gute Sache mache ich das mit"

Acht Stunden Ausnahmezustand, aber kaum Aufregung: Die DNA-Reihenuntersuchung im Eifelort Burbach verlief ähnlich wie eine Urwahl oder ein Kurzbesuch beim Zahnarzt. Und doch war das Prozedere für manche Teilnehmer gewöhnungsbedürftig.

Burbach. Samstagmorgen, 8.35 Uhr in Burbach. Der erste Teilnehmer am Massen-Gentest fährt auf den Parkplatz der Mehrzweckhalle - schon 25 Minuten vor dem angekündigten Beginn der Aktion. Im benachbarten Feuerwehr-Gerätehaus brechen derweil zwei Wehrmänner zum Einsatz wegen eines Sturmschadens auf. "Wir sind nicht zum Speichel-Test eingeladen", wundern sich die beiden. Altersmäßig passen sie ins Raster, wurden aber offenbar wegen ihres Aussehens aussortiert, das nicht zur Täterbeschreibung passt. Die 330 Männer, die sich im Tagesverlauf eine Probe entnehmen lassen, decken gleichwohl eine breite Palette ab: von glatt rasiert bis vollbärtig, von schlank bis kräftig, von vollem Haupthaar bis Glatze. Beim Vorab-Check der Passfotos vom Einwohnermeldeamt hatte die Kripo darauf verzichtet, die vergewaltigte Frau hinzuzuziehen. "Das wäre bei der Nutzung zweckgebundener Daten ein zusätzlicher Schritt gewesen, den wir nicht für zielführend halten", erklärt Norbert Müller, Leiter der Kriminal-Inspektion Wittlich. Da Personalausweise zehn Jahre gültig seien, könne sich das Aussehen der Abgebildeten deutlich verändert haben.Stromausfall behoben — Kaffeemaschinen laufen

Spontan ziehen die rund 20 Kripo-Beamten den Start eine Viertelstunde vor - zur Freude der Wartenden: "Wir müssen heute noch arbeiten." Gegen 9 Uhr reicht die Schlange vor der Anmeldung durchs ganze Hallen-Foyer bis zur Außentür. Der Laptop der Kripo läuft im Akku-Betrieb - in Burbach und Umgebung ist bei dem Sturm gegen 7 Uhr der Strom ausgefallen."Wie viele Männer müssen hier hin?", fragt ein Teilnehmer unwirsch, der offenbar weder das Anschreiben noch die eigens aufgestellte Info-Tafel gelesen hat. "Keiner muss", stellt Norbert Müller klar. "Die Teilnahme ist absolut freiwillig." Wer sich gar nicht meldet, den wollen die Ermittler zwar nach den Gründen dafür fragen. Eine richterliche Anordnung zur Zwangsentnahme einer Probe wäre aber nur bei einem konkreten Verdacht möglich.Um 10.20 Uhr hat Burbach (730 Einwohner) wieder Strom. Licht, Heizung und - für die Moral der Beamten besonders wichtig - Kaffeemaschinen funktionieren endlich. Der erste Ansturm der Männer hat sich gelegt, jeder kommt praktisch sofort dran. Nach Klärung offener Fragen und schriftlicher Einwilligung heißt es "Mund auf": Mit einem Wattestäbchen wird etwas Schleimhaut entnommen. Das Röhrchen mit der Probe darin wird anonymisiert und - mit einer laufenden Nummer versehen - zur Auswertung ans Landeskriminalamt geschickt.Michael Irsfeld aus Schönecken hat seine kleine Tochter dabei: "Für die gute Sache mache ich das gerne mit. Man denkt auch an das Opfer und will dazu beitragen, dass der Täter gefunden wird." Das sehen die meisten anderen genauso, machen sich allerdings teilweise Gedanken wegen der sensiblen Daten, die in falsche Hände geraten könnten. Die Fahnder versichern: Das DNA-Muster wird weder gespeichert noch in anderen Verfahren verwendet.Um 17 Uhr packt die Kripo zusammen. Die Teilnahmequote kann sich an zwei Ausweichterminen noch deutlich erhöhen: Dienstag, 4. März, und Donnerstag, 6. März, jeweils von 17 bis 21 Uhr in der Burbacher Mehrzweckhalle. Wer verhindert ist, kann sich auf Wunsch bei der Polizei-Inspektion Prüm seine Probe entnehmen oder sich sogar zu Hause besuchen lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort