Fall der Trierer Studentin Tanja Gräff vor dem Abschluss

Trier · Erst 2015 wurden die sterblichen Überreste der acht Jahre zuvor verschwundenen Trierer Studentin gefunden. Demnächst werden die Ermittlungen eingestellt, aber Fragen bleiben.

 Mit diesen Puppen rekonstruiert die Polizei den Absturz Tanja Gräffs vom Felsen.

Mit diesen Puppen rekonstruiert die Polizei den Absturz Tanja Gräffs vom Felsen.

Foto: Rolf Seydewitz

Vor zehn Jahren verschwand unter mysteriösen Umständen die Trierer Studentin Tanja Gräff. Trotz zahlreicher Suchaktionen wurden die sterblichen Überreste der 21-Jährigen erst im Mai 2015 durch Zufall entdeckt - unweit des Ortes von Tanjas Verschwinden.

Aber wie und wodurch kam die zuletzt lebend auf dem Sommerfest der Hochschule gesehene junge Frau damals ums Leben? Fiel Tanja Gräff in der Nacht zum 7. Juni 2007 einem Verbrechen zum Opfer? Oder war ihr Sturz von den roten Felsen im Trierer Stadtteil Pallien ein Unglück?

Eigentlich wollte sich die Trierer Staatsanwaltschaft bis Anfang dieses Jahres abschließend zu ihren Ermittlungen in dem bundesweit Schlagzeilen machenden Fall äußern. Nun sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen: "Auf jeden Fall noch vor den Sommerferien." Die beginnen in Rheinland-Pfalz Anfang Juli. Auf die Frage nach dem Grund für die Verzögerung verweist der Trierer Chef-Staatsanwalt auf "den Umfang der Akten und die Komplexität des Falles". In dieser Sache gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

Zuletzt hatte der Anwalt von Tanja Gräffs Mutter, Detlef Böhm, die Ermittlungsakten durchforstet und dabei in drei, vier Punkten Nachermittlungen angeregt, wie der Jurist unserer Zeitung sagte, ohne die Punkte konkret zu benennen. Das sei jetzt zwei Monate her, und seitdem habe er nichts mehr von der Staatsanwaltschaft gehört. "Ich erwarte schon, dass sie mir jetzt sagen, was seitdem passiert ist", so der Anwalt.

Für die Ermittler deutet im Fall Tanja Gräff vieles auf einen tragischen Unfall hin. Sie gehen davon aus, dass die 21-Jährige in der Nacht ihres Verschwindens die nur wenige Hundert Meter Luftlinie von der Hochschule entfernten roten Felsen hinabgestürzt ist. Nach Ansicht des Mainzer Gerichtsmediziners Reinhard Urban starb Tanja Gräff an den Folgen des Sturzes. Urban fand bei der Untersuchung des Skeletts und der Kleidung keinerlei Anzeichen dafür, dass die junge Frau einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Aber er konnte auch nicht ausschließen, dass Tanja damals in den Tod gestoßen wurde.

Gräff-Anwalt Detlef Böhm sagt, dass es für die Studentin keinen Grund gegeben habe, weit nach Mitternacht an diese Stelle auf den rote Felsen zu gehen. "Sie wollte unbedingt in die Stadt, hatte sich dort mit Freunden verabredet." Er könne sich nicht vorstellen, so der Anwalt, "dass Tanja freiwillig und alleine dorthin gegangen ist".

Böhm kritisierte im Gespräch mit unserer Zeitung erneut, dass man nach dem Verschwinden der jungen Frau nicht richtig gesucht habe. Durch die lange Zeitspanne bis zum Auffinden der sterblichen Überreste sei vieles nicht mehr festzustellen. Die Ermittler hatten in der Vergangenheit die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Allein die roten Felsen seien vier Mal abgesucht worden, hieß es, auch mit Leichen- und Personenspürhunden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die genauen Hintergründe des zehn Jahre zurückliegenden Todes der jungen Studentin jemals zweifelsfrei geklärt werden können, ist eher gering. Spektakuläre Neuigkeiten sind daher auch von der vor der Sommerpause bevorstehenden abschließenden Pressekonferenz des Leitenden Trierer Oberstaatsanwalts nicht zu erwarten. Info

2200 Hinweise im Fall Gräff

Die Ermittlungen im Fall Tanja Gräff füllen bei der Trierer Kriminalpolizei inzwischen über 200 Leitzordner. Im Laufe der Jahre gingen über 2200 Hinweise ein, mehr als 850 Spuren wurden überprüft.

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