Fliegender Zug als Flaggschiff

Ab Dezember 2009 soll ein neuer Nahverkehrszug zwischen Perl, Trier und Koblenz fahren. Die Bahn setzt dann den "Talent 2" ein, der ab Januar in Brandenburg gebaut wird. Der TV war bei der Weltpremiere des Zuges im Werk des Herstellers Bombardier in Hennigsdorf dabei.

 Das Modell des neuen Nahverkehrszugs Talent 2, das ab 2009 auf der Moselstrecke zwischen Perl, Trier und Koblenz fahren wird. Foto: Bombardier

Das Modell des neuen Nahverkehrszugs Talent 2, das ab 2009 auf der Moselstrecke zwischen Perl, Trier und Koblenz fahren wird. Foto: Bombardier

Trier/Hennigsdorf. Glaubt man Ulrich Homburg, beginnt demnächst bei der Bahn die Zukunft. Zumindest aber eine neue Epoche, wie der Vorstandschef für den Regionalverkehr immer wieder sagt. Viel ist an diesem Abend von "Meilenstein", "einem neuen Zeitalter" und von "Aufbruch" die Rede. Es geht dabei aber nicht um die Bahnprivatisierung, sondern nur um einen neuen Zug. Einen, den es noch gar nicht gibt. "Talent 2" ist sein Name, der zum Flaggschiff des Nahverkehrs der Bahn werden soll.Ab nächstem Jahr werden die Wagen im Bombardier-Werk im brandenburgischen Hennigsdorf gebaut. Für die 1700 Beschäftigten dort ist der Auftrag der Bahn für zunächst 42 Talent-2-Züge so etwas wie eine Bestandsgarantie. Kein Wunder, dass die Präsentation des neuen Zuges zu einer großen Party geriet. Mehr als 1000 Mitarbeiter feierten bei Mosel-Riesling aus Klüsserath (Trier-Saarburg) vom Weingut Franz-Josef Regnery, bei in Rosmarin marinierten Mais-poularden, Spanferkel und Crêpes. Selbst Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck ließ es sich nicht nehmen, zu der Veranstaltung (Moderation: Entertainerin Barbara Schöneberger) in die riesige Werkshalle vor den Toren Berlins zu kommen. Nur einer fehlte: Bahnchef Hartmut Mehdorn. Es bedurfte an diesem Abend viel Fantasie, sich den neuen Zug vorzustellen. Das auf Video gezeigte Modell und die dreidimensionale Laserprojektion, die, begleitet von fliegenden Trommlern, die Umrisse des Talent 2 über die Köpfe der 1300 Mitarbeiter und Ehrengäste fliegen lässt, lassen nur erahnen, wie er in der Realität einmal aussehen wird. Laut Bombardier kann der Triebzug variabel vom Zwei- bis zum Sechsteiler zusammengestellt werden, auch die Anzahl und Aufteilung der Sitze sollen sich verändern lassen. Und in Sachen Sicherheit soll der Zug die allerneuesten Standards erfüllen. Flotter als bisherige Nahverkehrszüge soll er auch sein.Nicht zuletzt wegen des Fahrkomforts, seiner Flexibilität und der Möglichkeit, dass Rollstuhlfahrer stufenlos einsteigen können, hat die Bahn die Ausschreibung für die Strecke zwischen Perl und Trier und von Trier nach Koblenz gewonnen. Ab Dezember 2009 sollen die ersten Talent-2-Züge entlang der Mosel rollen. Falls sie denn rollen. Denn mit dem Vorgänger-Modell hat Bombardier vor zehn Jahren keine guten Erfahrungen gemacht. In Österreich sind 2004 bei der Einführung der ersten Talent-Generation mehr als 400 Störungen in drei Monaten gezählt worden.Diese, aber auch das Desaster mit dem Pendolino auf der Eifelstrecke hat Bahn-Nahverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg im Sinn, wenn er sagt, dass man "zuverlässige, ausgereifte Produkte" erwarte. Insgesamt 321 Fahrzeuge hat der Konzern bei Bombardier bestellt, Auftragswert: 1,2 Milliarden Euro.Dass man den neuen Zug ausgerechnet auf der Moselstrecke einsetze, sei kein Zufall, sagt Homburg im Gespräch mit unserer Zeitung. Man wolle zeigen, dass man sich dem Wettbewerb stelle und auf der bedeutenden Strecke auch die neuesten Züge einsetze. Es sei denkbar, dass der Talent Richtung Luxemburg fahre. Auf den Stand beim Ausbau der grenzüberschreitenden Verbindung angesprochen, muss Homburg allerdings passen. Das seien Detailfragen.

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