Freie Fahrt für 17-jährige?

BERLIN. (ve) In Deutschland rückt der Führerschein ab 17 näher. Eine vom Bundesverkehrsministerium eingesetzten Projektgruppe hat sich auf einen Modellvorschlag verständigt.

Den Führerschein schon mit 17? Ein kühner Gedanke. Schließlich geht jedes Jahr rund ein Drittel aller Verkehrsunfälle mit Todesfolge auf die Altersgruppe der 18 bis 24-jährigen zurück. Jugendlicher Leichtsinn, mangelnde Fahrpraxis und Alkohol sind die wichtigsten Ursachen dieser traurigen Statistik. Eine Projektgruppe in der Bundesanstalt für Straßenwesen hat deshalb neun Monate lang über Möglichkeiten zur Minderung des Unfallrisikos gebrütet. Am morgigen Donnerstag will das vom Bundesverkehrsministerium bestellte Gremium sein Modell auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar vorstellen. Und so sieht der Plan der Projektgruppe aus: Wer mit 17 seinen Führerschein macht, kann sich sofort ans Steuer setzen. Allerdings nur in Begleitung eines Beifahrers, der mindestens 30 Jahre alt ist, seit fünf Jahren über einen Führerschein verfügt und nicht mehr als sieben Strafpunkte in Flensburg aufweist . Bislang wird die Fahrerlaubnis nicht vor dem 18. Lebensjahr ausgehändigt. Für das Modell sprechen nach Ansicht von Willmes-Lenz die guten Erfahrungen im Nachbarland Österrreich, aber auch in Schweden, Norwegen und den USA. Untersuchungen über die dortige Praxis hätten ergeben, dass das Unfallrisiko mit einer Begleitperson nur etwa drei Prozent der Gefährdung eines 18-jährigen ausmacht, der allein unterwegs ist. Nach anderen Statistiken reduziert sich das Unfallrisiko schon bei einer neun monatigen Fahrpraxis um die Hälfte. Mit seinem Modell, so hofft Willmes-Lenz, soll sich die Lage zwischen Rügen und Alpen genau so entspannen. Diesen Optimismus teilt allerdings nicht einmal der ADAC. Bedenken werden besonders in puncto Begleitperson laut. "Der Beifahrer kann weder in den Fahrbetrieb eingreifen, noch hat er die juristische Verantwortung", sagte ein ADAC-Sprecher unserer Zeitung. In der Politik stößt das Experten-Modell ebenfalls auf Vorbehalte. Fahren in Begleitung gut und schön, aber warum schon mit 17?, fragt sich der grüne Verkehrsexperte Albert Schmidt. An der Altersgrenze von 18 brauche man deshalb nicht zu rütteln. Auch Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hat mit dem Plan noch wenig am Hut. Ein Meinungsumschwung ist aber nicht ausgeschlossen.

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