Friedlicher Protest und feierliche Zeremonie

Trier · Das öffentliche Gelöbnis von 119 Rekruten in Trier verläuft ohne Zwischenfälle. Der Regimentschef hält Veranstaltung für zeitgemäß.

 Stellvertretend für die 119 Rekruten leisten fünf junge Soldaten den Fahneneid. TV-Foto: Friedemann Vetter

Stellvertretend für die 119 Rekruten leisten fünf junge Soldaten den Fahneneid. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier Der Polizist am Eingang des Trierer Palastgarten richtet seinen Schlagstock, den er vor der Brust trägt. Zum Einsatz kommt die Waffe an diesem warmen Mai-Mittwoch aber nicht. Deutlich weniger Demonstranten, als von den Veranstaltern erwartet kommen auf die Wiese in Sichtweite der Kaiserthermen, um dort gegen das öffentliche Bundeswehrgelöbnis ein paar Meter weiter zu protestieren. Deutlich weniger als 50 Friedensaktivisten haben sich kurz nach neun Uhr vor einer kleinen Bühne, die unter einem Pavillon steht, versammelt. "Wo sind die Typen", fragt ein Soldat in Ausgehuniform und meint damit wohl die Gelöbnisgegner, von denen sich einige auch an der Straße entlang des Palastgarten versammelt haben. "Wir tragen den Krieg zu Grabe", heißt es auf einem Plakat.
Drei Männer und eine Frau, ganz in Schwarz gekleidet, tragen einen kleinen Sarg mit einer Deutschlandfahne darüber. "Ein paar lustige Sprüche" seien dabei, meint ein anderer Soldat später, nachdem er an den Demonstranten vorbeigegangen ist. "Wir wollen euren Krieg nicht", heißt es auf einem anderen Plakat. Die Kaiserslauterer Friedensaktivistin Meike Capps-Schubert erklärt, warum sie hier demonstriert: "Dass bei dem Gelöbnis auch fünf unter 18-Jährige dabei sind, verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention." Ohnehin sei die Tradition solcher Gelöbnisse sehr fragwürdig, meint sie.
Auffallend viele Polizisten sind an diesem Morgen rund um die Kaiserthermen unterwegs. Mit Zwischenfällen rechnet Einsatzleiter Ralf Krämer nicht. Und er soll recht behalten. Die Protestler bleiben friedlich. Krämer spricht von einem "Standard-Einsatz" und lobt die Kooperationsbereitschaft der Veranstalter der Demonstration.
"Kein Werben für Töten und Sterben", ruft einer von ihnen, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Frieden, Markus Pflüger, den Zuhörern zu. Pflüger sieht in solchen Gelöbnissen eine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr und damit für den Krieg. Soldatsein, sagt der pfälzische Pfarrer Detlev Bessier, sei kein Beruf. Er kritisiert, dass eine Kollegin von ihm zeitgleich mit den Rekruten, die später vereidigt werden sollen, einen Gottesdienst vor den Kaiserthermen zelebriert. Vereinzelt versuchen Teilnehmer der Demo mit Trillerpfeifen, den Ablauf der minutiös geplanten Bundeswehrveranstaltung zu stören.
Doch bis zu dem Gelöbnisplatz vor den Thermen dringen die Pfiffe nicht. Da sind die lauten Bohrgeräusche einer gegenüberliegenden Baustelle deutlich störender. Ein solches Gelöbnis sei "sehr wohl noch zeitgemäß", sagt Oberst Andreas Steinhaus, Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 26 von dem die 119 Rekruten stammen, die heute ihren Eid ableisten. Die Soldaten schwören auf das Grundgesetz und zeigten damit, dass sie in der Gesellschaft verankert seien. Dass auch unter 18-Jährige unter den Rekruten seien, verteidigt er mit dem politischen Willen, der das mögliche mache. "Wir bilden die Kameraden aus und erst wenn sie dann 18 sind, schicken wir sie zu den Einsätzen." Sie sei zur Bundeswehr gegangen, weil sie nach der Schule nicht gewusst habe, was sie machen soll, sagt eine junge Soldatin im Anschluss an das Gelöbnis. Ihren Namen will sie nicht nennen. "Er sei bewusst zur Bundeswehr gegangen, "um den Menschen in den Kriegsgebieten zu helfen", sagt der Kurde Mehmet Köse aus Trier.
Ein Video zu dem Gelöbnis finden Sie im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/nachrichten" text="www.volksfreund.de/nachrichten" class="more"%>Extra: 119 REKRUTEN SCHWÖREN AUF DAS GRUNDGESETZ

 Mit Luftballons und Plakaten in Sargform protestierten Bundeswehrgegner in Trier gegen das Gelöbnis. TV-Foto: Bernd Wientjes

Mit Luftballons und Plakaten in Sargform protestierten Bundeswehrgegner in Trier gegen das Gelöbnis. TV-Foto: Bernd Wientjes

Foto: (g_pol3 )


"Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe." Diesen Eid leisteten die 119 Rekruten des Fallschirmjägerregiments 26, die gestern an dem öffentlichen Gelöbnis in Trier teilnahmen. Mit einem lauten "Guten Tag Fallschirmjäger" wurden sie von ihrem Oberst Andreas Steinhaus begrüßt. Stellvertretend für die jungen Soldaten leisteten sechs von Ihnen den Eid an der Truppenfahne. Davor lobte einer der Rekruten, die in seit März in der Kaserne im saarländischen Merzig ausgebildet worden sind, die Kameradschaft und den Zusammenhalt der jungen Männer und Frauen. Sie seien als Fremde gekommen und seien nun zu Brüdern und Schwestern geworden. Der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, hob in seiner Gelöbnisrede die Bedeutung der Bundeswehr als Parlamentsarmee hervor und erinnerte an die zahlreichen Auslandseinsätze. "Die Bundeswehr ist eine Armee in der Mitte der Gesellschaft, daher ist es auch richtig ein solches Gelöbnis mitten in Trier zu veranstalten", sagte der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe.

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