Happy-End à la Hollywood

LOS ANGELES. Arnold Schwarzeneggers grandioser Sieg bei den vorgezogenen Gouverneurswahlen in Kalifornien überrascht selbst Amerikaner. In wenigen Wochen wird der Hollywood-Star sein neues Amt antreten.

In der Stunde seines größten Triumphes ist der Mann, der das Scheinwerferlicht gewohnt sein müsste, erkennbar nervös. Als Arnold Schwarzenegger kurz vor 23 Uhr mit Ehefrau Maria und einem Teil seiner Verwandtschaft auf die Bühne des festlich geschmückten Ballsaals des "Century Plaza"-Hotels marschiert, kämpft er zunächst nicht wie sonst mit Bösewichten, sondern mit Worten. Der Einstieg zur Siegesrede gelingt nur holprig, obwohl die Zeit zum Formulieren in der Präsidentensuite des Luxushotels nicht knapp bemessen war.Vom "Hillary"-Effekt profitiert

Denn schon Sekunden nach dem Schließen der Wahllokale hatten die US-Fernsehsender ihre korrekte Prognose abgegeben: Schwarzenegger wird den amtierenden Gouverneur Gray Davis im Amt ablösen - und dies mit einer Mehrheit, die einem Erdrutsch-Sieg gleichkommt. Das dies zu verantwortungsvollen Worten zwingt, scheint der Filmstar zu spüren, als er - sonnenstudiogebräunt und wie immer perfekt geföhnt - dann auch jenen einen verbalen Ölzweig reicht, die ihn bis zuletzt noch vor allem mit dem Hinweis auf zahlreiche Übergriffe gegenüber Frauen oder eine angebliche Sympathie für Adolf Hitlers Redekünste massiv attackiert hatten. "Ich will alle repräsentieren", sagt der Politik-Neuling, nachdem er sich zuvor noch gerührt gezeigt hatte: "Heute hat mir Kalifornien das größte Geschenk von allen gemacht. Ich werde euch nicht enttäuschen. Ich werde nicht versagen." Wenig später steigen hunderte von Luftballons an die Decke des Ballsaals, es regnet Konfetti, und der Sieger küsst ausgiebig seine Frau. "Ein monumentales Ereignis", freut sich eine der Wahlkampf-Helferinnen im Saal mit Tränen in den Augen, "wir haben heute Nacht Geschichte geschrieben". Das scheint auch US-Präsident George W. Bush zu spüren, der gestern zur Frühstückszeit dem neuen Star der Republikaner am Telefon zum Erfolg gratulierte. Keine Frage: Es war ein politisches Erdbeben in einem Bundesstaat, dessen Bürger seit dem Jahr 1911 insgesamt 31 mal versucht hatten, einen Gouverneur aus dem Amt zu jagen - im 32. Anlauf hat es schließlich geklappt. Schwarzenegger lässt, als er den Wählern dankt, keine Zweifel daran, wem er persönlich den Erfolg verdankt: "Ich weiß, wieviele Stimmen ich heute wegen dir bekam", dankt er der neuen "First Lady" Kaliforniens, Maria Shriver. Tatsächlich hat eine selbst für Wahl-Analysten unerwartet hohe Zahl an Frauen dem Hollywood-Star die Stimme gegeben - was einige der Analysten angesichts der Negativ-Schlagzeilen um den Action-Helden auch auf eine Art "Hillary"-Effekt zurück führen: Schließlich stand die Clinton-Gattin dem Ex-Präsidenten während des letztlich gescheiterten Amtsenthebungs-Verfahrens und der Lewinsky-Affäre stets treu und vergebend zur Seite. Vom "Terminator 3" zum "Gouvernator 1" - dieses Happy-End einer typischen Hollywood-Erfolgsgeschichte konnte aber auch nur deshalb gelingen, weil der Einwanderer aus der Steiermark nicht wie ein Republikaner aus Washington, sondern ein Liberaler in den Wahlkampf zog. "Da oben stehen ja mehr Demokraten als Republikaner", wunderten sich bei der Siegesfeier und mit Blick auf die zahlreichen an diesem Abend versammelten Mitglieder des Kennedy-Clans auch einige der eigens aus Europa zur Berichterstattung angereisten Journalisten. Sie alle konnten immer noch nicht so recht begreifen, dass - beginnend mit einer Unterschriftensammlung auf öffentlichen Parkplätzen und einer Meldegebühr von 3500 Dollar - ein früherer Bodybuilder ohne praktische politische Erfahrung plötzlich die Fäden zur Macht in den immer noch kräftigen Händen hält. Während der gestürzte Amtsinhaber Gray Davis seinem Nachfolger am Wahlabend einen möglichst reibungslosen Machtwechsel zusagte, überlegen andere Demokraten hinter den Kulissen bereits, wie sie den Politik-Novizen möglichst schnell wieder aus dem Gouverneurs-Sessel jagen können. "In einigen Monaten werden die Wähler sehen, was sie sich eingebrockt haben", bemerkte gestern ein enger Mitarbeiter von Vize-Gouverneur Cruz Bustamante, "dann starten wir eben ganz schnell eine Abwahl, so wie es Schwarzenegger jetzt getan hat".

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