Hohe Mauern

Grenzen gibt es in der Großregion keine mehr. Zumindest offiziell. Wie hoch die Hürden im Gesundheitswesen noch sind, zeigte sich beim Schengener Forum der Vereinigung der interregionalen Presse (IPI) in Trier.

 Längst ein gewohntes Bild: der Rettungshubschrauber der Luxembourg Air Rescue landet am Trierer Mutterhaus. TV-Foto: Archiv/Alexander Funk

Längst ein gewohntes Bild: der Rettungshubschrauber der Luxembourg Air Rescue landet am Trierer Mutterhaus. TV-Foto: Archiv/Alexander Funk

Trier. Belgien könnte Vorreiter werden. Gesundheit kennt in dem Nachbarland keine Grenzen. Es gibt Rahmenverträge mit Frankreich und Deutschland, Bürger dies- und jenseits der Grenze können sich in dem jeweils anderen Land behandeln lassen. Derzeit arbeitet man an einer medizinischen Kooperation mit Luxemburg und Lothringen. Auf der deutschen Seite ist man von einer solchen Zusammenarbeit noch meilenweit entfernt. Die Grenzen für Patienten seien zwischen Frankreich und Deutschland größer als früher zwischen Ost und West, bringt Susanne Breßlein das Problem auf den Punkt. Die Geschäftsführerin der Winterberg-Kliniken in Saarbrücken wünscht sich, dass es auch ohne hohen bürokratischen Aufwand möglich ist, dass französische Patienten in ihrem Haus behandelt werden können. Eine Vision. "Mittlerweile ist es soweit, dass Angehörige schwer kranke Herzpatienten aus Lothringen nach Saarbrücken bringen, dort den Notarzt rufen, damit sie bei uns behandelt werden können", sagt Breßlein im Trierer Brüderkrankenhaus. Ärzte wandern ab

Bittere Realität in der Großregion, deren Grenzenlosigkeit und Zusammenarbeit in Fensterreden von Politikern immer so gepriesen wird. Zwar gibt es erste Ansätze in der Notfallversorgung - so kommt der luxemburgische Rettungshubschrauber regelmäßig jenseits des Großherzogtums zum Einsatz - doch Krankenhäuser und Ärzte tun sich noch schwer mit der Kooperation. Das wird an diesem Abend mehr als deutlich. Dabei könnten von einer solchen Zusammenarbeit beide Seiten profitieren. Vor allem kleinere Krankenhäuser mit weniger als 200 Betten seien in ihrer Existenz gefährdet, fast jede fünfte Klinik stehe auf der Kippe, sagt Andreas Latz, Direktor des Trierer Brüderkrankenhauses. Eine grenzüberschreitende Kooperation könnte vielleicht die Häuser retten. Auch jenseits der Grenze könnte man davon profitieren. Denn es wandern zwar immer mehr Ärzte aus Kliniken der Region nach Luxemburg ab, wie Chefärzte und Krankenhausmanager an diesem Abend beklagen - wegen der besseren Bezahlung, nicht wegen des guten medizinischen Standards. Der sei aber im Großherzogtum längst nicht so gut wie etwa in Deutschland, sagt der Vorsitzende der Patientenvertretung des Nachbarlandes, René Pizzaferri. Daher kaufe man sich ärztliche Spezialisten aus Frankreich und Deutschland ein. Auch eine Art der Kooperation, wenn auch einer sehr einseitigen. Daher sind sich alle Teilnehmer des Forums einig: In einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gesundheitswesen liegt eine Chance. Die Politik muss sie nur wollen.

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