Jeder Zweite wird pflegebedürftig

Das Risiko, pflegebedürftig zu werden, ist höher, als viele Bundesbürger vermuten. Im fortgeschrittenen Alter bezieht bereits fast jeder zweite Deutsche Leistungen aus der Pflegeversicherung. Für Hilfsbedürftige in Heimen muss insbesondere die fachärztliche Versorgung verbessert werden. Zu diesen Ergebnissen kommt der Pflegereport im Auftrag der Gmünder Ersatzkasse (GEK), der gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Berlin. (vet) Bei der wissenschaftlichen Studie handelt es sich um die erste bundesweite Untersuchung zur Lage der Pflegebedürftigen und ihrer medizinischen Betreuung. Dass sich die wachsende Alterung der Gesellschaft auch an der Zahl der Pflegebedürftigen ablesen lässt, ist schon länger bekannt. Gab es vor zwölf Jahren rund 1,5 Millionen Pflegebedürftige, sind es heute bereits rund zwei Millionen. Hinzu kommen drei Millionen Menschen, die einen Hilfsbedarf haben, der die Kriterien für Leistungen aus der Pflegeversicherung aber noch nicht erfüllt. Gemessen an den 80 Millionen Bundesbürgern scheint das Problem vergleichsweise gering zu sein. Das ändert sich jedoch, wenn man sich anschaut, wie hoch der Anteil der Pflegebedürftigen in ihrem letzten Lebensjahr ist. Demnach haben 2007 rund 40 Prozent der Männer und mehr als 50 Prozent der Frauen Pflegeversicherungs-Leistungen in Anspruch genommen. "Die Pflegebedürftigkeit ist kein Restrisiko, sie geht alle an", meinte der Autor der Studie, Heinz Rothgang, von der Universität Bremen. Bei der Pflegebedürftigkeit selbst geht der Trend weiter in Richtung stationäre Betreuung. Mittlerweile ist fast jeder dritte Pflegebedürftige (30 Prozent) in einem Heim zu finden. Vor zwölf Jahren lag dieser Anteil bei 23 Prozent. Im gleichen Zeitraum ging der Anteil der Pflegegeld-Empfänger, die keine professionelle Pflege beanspruchen, von 61 auf 50 Prozent zurück. Als Ursache führen Experten die zunehmende Schwere der Pflegefälle ins Feld und die Tatsache, dass immer weniger Angehörige für eine häusliche Pflege des Betroffenen zur Verfügung stehen.

Bei der medizinischen Versorgung von pflegebedürftigen Heimbewohnern ergeben sich zwei Probleme. Zum einen werden häufig Medikamente mit umstrittenem Nutzen und Nebenwirkungen verschrieben. Zum anderen mangelt es an fachärztlicher Betreuung Mit der neuen Pflegereform können allerdings spezielle Verträge zwischen Krankenkassen und Medizinern für die Heimbetreuung abgeschlossen werden.

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