Jubelstürme für Julia Klöckner

Bereits im Sommer hat für CDU-Chef Christian Baldauf nach eigenem Bekunden festgestanden, dass Julia Klöckner die Partei als Spitzenkandidatin in den Landtagswahlkampf führt. Er selbst will seine Posten behalten, um weiter zusammenzuführen und zu mobilisieren. "Das ist der beste Weg."

Mainz. Christian Baldauf wirkt gelöst. Er lächelt, erklärt, begegnet bissigen Fragen der zahlreichen Pressevertreter gelassen. Und er hat klare Antworten darauf, warum er auf die Spitzenkandidatur verzichtet und stattdessen Julia Klöckner vorschlägt: "Es ging darum, den besten Weg zu finden, um 2011 die Wahl zu gewinnen." Baldauf will mit der ehemaligen Deutschen Weinkönigin im Team arbeiten und die Aufgaben teilen, um den seit 15 Jahren regierenden Ministerpräsidenten Kurt Beck vom Thron zu stoßen.

Baldauf will Partei- und Fraktionschef bleiben ("nicht auf Abruf!"). In diesen Funktionen sieht er sich "als erster Diener der Partei", der die jahrzehntelangen internen Querelen beerdigt und mit dafür sorgt, die Parteibasis für die Wahl zu mobilisieren. Julia Klöckner soll die "positiven Dinge" besetzen, sprich Themenarbeit betreiben.

Die Hauptperson des Tages weilt nicht in Mainz, sondern bei einer Beerdigung zweier Parteimitglieder. Julia Klöckner lässt schriftlich verlauten, sie sei Baldauf dankbar für seinen Vorschlag. Sie will "einen offenen Diskussions- und Abstimmungsprozess in der Partei führen". Dabei wünsche sie sich offene Worte und Meinungen. Und wenn die Basis ihre Kandidatur mittrage, "bin ich mit Freude und Kraft bereit".

Baldaufs "Fahrplan" zur Wahl und zur Kür der Spitzenkandidatin ist im Landesvorstand und in der Landtagsfraktion "mit frenetischem Beifall" einhellig begrüßt worden, erzählt CDU-Generalsekretär Josef Rosenbauer. Die 50 000 Parteimitglieder sollen einen Brief erhalten. Rückmeldungen würden von den Kreisverbänden gesammelt und bis Mitte Januar an den Landesverband geschickt. Dann werde es vier Regionalkonferenzen und einen Nominierungs-Parteitag geben. "Das ist ein moderner Weg. Es wird nichts im Hinterzimmer entschieden", sagt Rosenbauer.

Wer aber ist diese Julia Klöckner, die es schafft, ihre Partei in Jubelstürme zu versetzen? Die 36-jährige Religionslehrerin und gelernte Journalistin ist seit 2002 im Bundestag. Vor kurzem wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium. Sie gilt als wortgewandt, sucht ebenso wie Ministerpräsident Beck den Kontakt zu den Menschen. Allerdings müsse sie erst noch zeigen, für welche politischen Inhalte sie stehe, fordern die Grünen. Die SPD verweist eher spöttisch darauf, dass sich Klöckner "auf der landespolitischen Bühne versuchen" wolle. Staatssekretär Roger Lewentz äußert Zweifel, ob es Baldauf und dem Eifeler Abgeordneten Michael Billen leicht gefallen sei, "ihre eigenen Kandidatenträume zu beerdigen".

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