Junge Hüpferin fordert alten Hasen heraus

Noch gibt es keine offizielle Bestätigung, aber die Würfel sind gefallen: Julia Klöckner (36) aus Bad Kreuznach fordert bei der Landtagswahl 2011 als CDU-Spitzenkandidatin Ministerpräsident Kurt Beck (60, SPD) heraus (TV von gestern). In der Union herrscht Erleichterung über die rasche Entscheidung ohne Streit. Die SPD demonstriert Gelassenheit und stichelt.

Mainz. Junge Hüpferin gegen alten Hasen: Auf diesen kurzen Nenner lässt sich das bevorstehende Duell um die politische Macht in Rheinland-Pfalz bringen. Wenn am Montag der CDU-Landesvorstand in einer vorgezogenen Sitzung die Kandidatenfrage diskutiert, wird er geschlossen für die stellvertretende Landesvorsitzende Julia Klöckner votieren. Dass es so kommen würde, stellt für Eingeweihte nur eine kleine Überraschung dar. Der Name Klöckner wird schon seit längerer Zeit gehandelt. Als die Bundestagsabgeordnete jüngst ihren Wahlkreis in Bad Kreuznach mit großem Vorsprung verteidigte und daraufhin in Berlin zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde, war der Weg vorgezeichnet.

Bei dem nun aufkommenden Trubel um die ehemalige Deutsche Weinkönigin, die ebenso wie der seit 1994 amtierende Regierungschef Beck als bodenständig und beliebt gilt, darf eines nicht vergessen werden: Partei- und Fraktionschef Christian Baldauf ermöglicht diese Lösung erst, indem er auf seine Ansprüche verzichtet. Ganz freiwillig geschieht das wohl nicht. Einflussreiche Christdemokraten wie der ehemalige Ministerpräsident Bernhard Vogel sollen dem Juristen das empfohlen haben, weil sie Klöckner für die Kandidatin mit den besseren Aussichten halten.

Weil die Diskussion am Montag noch bevorsteht und die Entscheidung erst am Dienstag bekanntgegeben werden soll, halten sich regionale Abgeordnete mit Kommentaren über die Spitzenkandidatin zurück. "Ich bin richtig froh, dass die CDU Rheinland-Pfalz aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und jetzt geschlossen die Frage der Spitzenkandidatur klären wird", sagt der Eifeler Michael Billen, CDU-Bezirksvorsitzender. Sein Kollege Alexander Licht aus Brauneberg, Fraktionsvize im Landtag, verweist ebenfalls auf die "große Geschlossenheit in der Partei", die ein Novum sei. Immerhin sagt Licht noch: "Christian Baldauf hat hervorragende Arbeit geleistet und wird den weiteren Weg mitbestimmen."

Nicht Klöckner als Spitzenkandidatin, sondern die bislang geräuschlos und ohne Streit hinter den Kulissen ablaufende Kandidatenkür ist die eigentliche Überraschung. Im strukturell eher konservativ geprägten Land vermasselte sich die Union in den vergangenen 18 Jahren jede Aussicht auf die Macht in Mainz mit heftigen parteiinternen Auseinandersetzungen selbst. Die gestern beim Parteitag in Dresden weilende SPD-Generalsekretärin Heike Raab stochert noch ein wenig in dieser Wunde herum: "In der Landes-CDU tobt ein Machtkampf", stichelt sie. Die Sozialdemokraten sähen einer Entscheidung in anderen Parteien gelassen entgegen.

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