Kampf den Drogenbaronen

Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) hat eine stärkere Bekämpfung der Drogenszene in Afghanistan angekündigt. Dabei solle die Bundeswehr die afghanischen Streitkräfte intensiv unterstützen. Grünen-Experte Winfried Nachtwei warnt davor.

Berlin. (vet) Die deutschen Soldaten leisten nach Einschätzung des verteidigungspolitischen Sprechers der Grünen, Winfried Nachtwei, bereits einen wichtigen Beitrag zur Drogenbekämpfung in Afghanistan. Unser Berliner Korrespondent Stefan Vetter sprach mit ihm:

Herr Nachtwei, welche Rolle spielt der Drogenanbau in Afghanistan?

Nachtwei: Der Opiumanbau hat sich in Afghanistan völlig unterschiedlich entwickelt. Er konzentriert sich immer mehr auf Provinzen, die sehr unsicher, ja, praktisch Kriegsgebiet sind. Dagegen sind die nördlichen Provinzen, in denen die Bundeswehr fast ausschließlich operiert, zurzeit frei von Mohnfeldern. Der alte Vorwurf gegen die Bundeswehr, dass die Drogenwirtschaft quasi unter ihrem Schutz blüht, trifft mittlerweile nicht mehr zu.

Was hat die Bundeswehr dafür getan?

Nachtwei: Die Bundeswehr ist nicht an direkten Aktionen gegen den Drogenanbau beteiligt. Aber sie hat einheimische Sicherheitskräfte dafür ausgebildet und leistet logistische Unterstützung. Entscheidend ist jedoch, dass in den mohnfreien Provinzen die Gouverneure und Mullahs sehr deutlich gemacht haben, dass der Drogenanbau nicht mit dem Islam vereinbar ist.

Was ließe sich noch verbessern?

Nachtwei: Die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte muss intensiviert werden. Wenn die Bundeswehr diese Kräfte ermutigen kann, auch gegen maßgebliche Drogenhändler vorzugehen, dann wäre das sicher ein Fortschritt. Allerdings verfügen viele dieser Drogenbarone über ein erhebliches Gewaltpotenzial.

Sollte die Bundeswehr künftig direkt in die Drogenbekämpfung eingreifen?

Nachtwei: Nein, das ist nicht wünschenswert und auch vom Mandat für den Bundeswehreinsatz nicht gedeckt. Der Auftrag beinhaltet nur eine Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte. Quantitativ betrachtet sind unsere Soldaten gar nicht in der Lage, sich mit den Drogenbaronen anzulegen.

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