Kampf um die Milchquote

Die Perspektiven für die deutschen Milchbauern sind so gut wie lange nicht mehr. Doch in der Branche streiten unterschiedliche Interessenverbände über den richtigen Zukunftsweg.

Trier. Vor Kurzem hat der Deutsche Bauernverband sein Plazet für den Ausstieg aus der Milchquote im Jahr 2015 gegeben. Diese Quote gibt Milchkuhhaltern das Recht, jährlich eine festgeschriebene Menge an Milch zu verkaufen. Mit dem Ausstieg signalisiert der Bauernverband, dass er der Meinung ist, dass die Landwirte am freien Weltmarkt bestehen können. Dagegen läuft der Bundesverband der Milchvieh-halter (BDM) Sturm. Mit dem BDM-Sprecher Eifel, Oliver Grommes, sprach TV-Redakteur Heribert Waschbüsch.Der BDM möchte die Milchquote beibehalten. Warum? Oliver Grommes: Jeder Markt ist gesteuert, er funktioniert nur, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichklang sind. Ohne Mengensteuerung haben wir keinen Einfluss mehr, dieses Marktgleichgewicht herzustellen. Zudem kommt die Welthandelsebene. Nur mit einer Mengensteuerung auf EU-Ebene haben wir Argumente, einen wirksamen Außenschutz aufrecht zu erhalten. Können die deutschen Milchbauern nicht auf einem freien Weltmarkt bestehen?Grommes: Es gibt keinen freien Weltmarkt, dieser ist massiv gesteuert von Interessen der Global Players, so viel zum freien Markt. Die deutschen Milcherzeuger werden aufgrund ihres Kostenniveaus sowie Umweltauflagen und sozialen Standards nie wettbewerbsfähig sein mit Milchprodukten aus Niedriglohnländern. Wie sollte die Milchquote ihrer Ansicht nach geregelt werden? Grommes: Eine funktionierende Milchmengensteuerung hat die Aufgabe, regelmäßig die Produktionsmengen der Nachfrage anzupassen. Sie muss weiter auf verordnungsgeberischer Ebene für alle verbindlich Gültigkeit haben. Die Verantwortung für die Ausgestaltung der Milchmengenregelung haben die Milcherzeuger beziehungsweise deren Interessensvertretung zu übernehmen. Nach der jüngsten Preisrunde mit dem Handel stehen etwa bei Butter Preiserhöhungen von 38 Prozent an. Was kommt bei den Bauern an? Grommes: Prognosen besagen, dass die deutschen Milcherzeuger im Jahresschnitt 2007 zwischen 30 und 31 Cent/kg erlösen werden. Das liegt rund drei Cent/kg über dem Jahresschnitt 2006. Diese Zahlen zeigen, dass die vom Verbraucher zu bezahlenden Milchproduktpreise bei Weitem nicht beim Milcherzeuger ankommen. Was erwarten Sie von den Molkereien? Grommes: Es ist zu wenig, sich nur um die Verwertung und Verarbeitung der Milch zu sorgen, die Gestaltung der Marktspielregeln aber irgendwelchen Funktionärsebenen zu überlassen. Die Molkereiwirtschaft ist gefordert, sich klar und deutlich zu positionieren, wie sie in Zukunft die Gestaltung der Marktspielregeln auf WTO-Ebene, EU-Ebene und auf nationaler Ebene sieht. Dabei hat sie sich an den Interessen der Milcherzeuger zu orientieren. Der Milchpreis und nicht die zu verarbeitende Milchmenge hat im Vordergrund zu stehen. Sie fordern einen Milchpreis von 40 Cent. Kritiker sehen das als übertrieben an. Wie stehen Sie zu dieser Kritik? Grommes: Unsere Milchpreisforderung von 40 Cent ist begründet in der Vollkostensituation in der Milchproduktion. Gerade in letzter Zeit sind die Produktionskosten stark im Steigen, siehe Energie- und Futterkosten. Dass Milchmanager diese Forderung als übertrieben sehen, liegt in der Natur der Sache. Ihre Aufgabe ist, unter allen Umständen billig Milch als Produktionsgrundstoff einzukaufen. Wenn Funktionäre sich diesbezüglich äußern, haben sie nicht mehr die Berechtigung, sich Interessenvertreter zu nennen. Eine Preisforderung in Höhe der Vollkosten ist nicht übertrieben, sondern absolut berechtigt.

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