Keine Fotos mit Kühen

Aus dem bisherigen Berufsleben der Ilse Aigner gibt es auf ihrer Homepage drei Fotos. Einmal hängt sie in einem Hochspannungsmast und montiert Leitungen. Einmal schraubt sie an dem Hubschrauber "Eurocopter" herum. Und dann steht sie im schicken Kostüm am Rednerpult des Bundestages.

Berlin. Bilder mit Kühen gibt es nicht. Aktuelle Familienfotos fehlen ebenfalls, weshalb Kolumnisten aus Starnberg schon rätselten, an wen diese junge Frau, die doch "eine der hübschesten CSU-Politikerinnen" sei, die in einer Stunde und 48 Minuten quer über den Starnberger See schwimmt (4,2 Kilometer), ihr Herz wohl vergeben habe.

Die heute 43-jährige Oberbayerin lernte nach der mittleren Reife Radio- und Fernsehtechnikerin und arbeitete zunächst im elterlichen Betrieb, ehe sie nach Fortbildungen zur Systemelektronikerin zum Luftfahrtkonzern EADS ging.

Diese Herkunft wird Angela Merkel, die ja Physikerin von Beruf ist, gefallen.

Über die Junge Union, der sie mit 19 Jahren beitrat, kam Aigner 1995 in den Vorstand des CSU-Bezirks Oberbayern.

Im Bundestag, dem Aigner seit 2002 angehört, widmet sie sich der Bildungs- und Forschungspolitik. Sie leitet die entsprechende Arbeitsgruppe ihrer Fraktion und sitzt im Forschungsausschuss. Die Raumfahrt ist ihr Steckenpferd.

Mit Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hatte sie bisher nur im Haushaltsausschuss zu tun, wo sie unionsseitig eine Zeitlang für den Etat des Agrarministeriums zuständig war.

Klaus Barthel, ihr bei der Direktwahl im Wahlkreis Starnberg klar unterlegener SPD-Gegner, empfindet Aigner als eine relativ unideologische CSU-Frau, mit der der Wahlkampf sehr fair gewesen sei. "Da gibt es hier in Bayern ganz andere", gibt er zu bedenken.

Als stramm konservatives Aushängeschild taugt Aigner wohl nicht. Eher repräsentiert sie eine moderne CSU. Aigner gehörte in diesem Jahr im Bundestag zu den Initiatoren eines Gruppen-Antrages, der eine Verschiebung des Stichtages forderte, um die Forschung mit embroyonalen Stammzellen zu erleichtern. Fast alle anderen CSU-Abgeordneten wollten hingegen die Forschung ganz verbieten.

Auch bei der grünen Gentechnik, die Ex-Parteichef Erwin Huber im Wahlkampf noch ganz aus Bayern verbannen wollte, vertrat sie bisher forschungsliberale Positionen. Echte Wahlfreiheit für Verbraucher und Landwirte müsse es geben, aber die Forschung solle gefördert werden, meinte sie 2005 in einem Internet-Forum. Dazu gehöre der großflächige Erprobungsanbau.

Der Kreistag von Miesbach, der zu ihrem Wahlreis gehört, hat hingegen gerade beschlossen, die Region für gentechnikfrei zu erklären. Das wollen, nicht nur in Bayern, viele Bauern. Aigner habe, berichtet Barthel, in dieser Debatte geschwiegen. Als Landwirtschaftsministerin wird sie das nicht mehr können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort