"Lebendig begraben"

Seit 1957 läuft der Seligsprechungprozess für Mutter Rosa Flesch. Am Sonntag wird die Gründerin der Kongregation der Franziskanerinnen der Allerseligsten Jungfrau Maria von den Engeln selig gesprochen.

Trier/Waldbreitbach. Sie sei von ihren Ordensschwestern "lebendig begraben" worden und habe, ähnlich wie Jesus, dieses Schicksal ertragen, sagte Weihbischof Stephan Ackermann beim Eröffnungsgottesdienst in Hermeskeil. Und: "Die Leidenschaft für die Menschen prägte auch Mutter Rosa." In der Tat hat Margaretha Flesch, wie sie mit bürgerlichen Namen hieß, nach 1878 viel Leid erfahren müssen. Margaretha Flesch wurde am 24. Februar 1826 in Vallendar-Schönstatt geboren. Nach Aufklärung und Französischer Revolution erwachte das bürgerliche und kirchliche Leben wieder langsam. Sozial Schwache hatten es schwer: Krankheiten beutelten die Unterschicht, Armut und Not waren weit verbreitet. Auch Flesch spürte das am eigenen Leib. Zwar konnte ihr Vater 1838 im Fockenbachtal bei Niederbreitbach eine kleine Mühle kaufen, doch das Leben war hart. Trotz aller Not legten die Eltern Wert auf die Bildung ihrer Kinder.Als 1842 ihr Vater starb, übernahm die 16-jährige Margaretha die Leitung der siebenköpfigen Familie. Durch Handarbeiten und den Verkauf von Kräutern hielt sie sie über Wasser. Gleichzeitig kümmerte sie sich aber schon um Waisenkinder und kranke Menschen. Die Wallfahrt 1844 zum Heiligen Rock nach Trier dürfte die Initialzündung ihrer weiteren Arbeit gewesen sein. Sie beschloss, eine Gemeinschaft zu gründen. 1851 zog Margaretha mit ihrer Schwester Marianne in die Kreuzkapelle an der Wied zwischen Hausen und Waldbreitbach. Von hier aus pflegte sie Kranke und nahm sich der Ärmsten an. 1856 schlossen sich ihr die ersten beiden Gefährtinnen an. Die erforderliche kirchliche Zustimmung zur Gründung einer Schwesterngemeinschaft erhielt sie erst am 13. März 1863. Bei der Gründung war Rosa Flesch, wie sie sich nach der heiligen Rosa von Viterbo nannte, 37 Jahre alt. Bis 1878 führte sie den Orden, wurde dann aber durch unlautere Machenschaften, Drohungen und Intrigen nicht nur aus dem Amt gedrängt, sondern auch gemieden und totgeschwiegen. Meinungsverschiedenheiten über alltägliche organisatorische Fragen waren der Grund. Die neue Leitung versuchte mit dem damaligen Rektor über Jahre, ihr Andenken aus dem Gedächtnis der Gemeinschaft zu löschen. Aufzeichnungen von ihr und über sie wurden weitestgehend vernichtet. Schon eine Generation später wussten nur noch wenige, dass es sich bei ihr um die Ordensgründerin handelte.Ihre Größe zeigte sie darin, wie sie die 28 Jahre lange Ausgrenzung aushielt. Als einfache Schwester verbrachte sie die letzten Jahre in äußerer Isolation. Schwestern, die sich ihrer annahmen, wurden ebenso gemieden, wie sie selbst.

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