Medien-Schlacht und Kampf um Super-Delegierte

Und plötzlich gehen für Hillary Clinton die Lichter aus. Minutenlang steht die Demokratin am Freitagabend bei einem Wahlkampf-Auftritt in einem Park in San Antonio (Texas) nach einer Schalt-Panne im Dunkeln - ein Ereignis mit deutlicher Symbolkraft für ihre Situation. Denn nur 30 Kilometer entfernt feiern zur gleichen Zeit fast zehntausend begeisterte Fans in einer einem Amphitheater nachempfundenen Arena einen Polit-Star, der sich im grellen Rampenlicht von elf aufeinanderfolgenden Vorwahl-Siegen sonnen kann.

San Antonio. Die "Obamania" kennt auch im Staat der Rinderzüchter und Ölbarone keine Grenzen - während die frühere First Lady hier heute ums nackte politische Überleben kämpft. "Clintons letzte Schlacht" formulierten in den vergangenen Tagen US-Medien in Berichten, die sich vielfach wie Nachrufe auf eine einst als Favoritin gestartete Politikerin lasen. In Texas und in drei weiteren Bundesstaaten - Ohio, Vermont und Rhode Island - können die Wähler heute der früheren First Lady bereits den K.o.-Schlag versetzen - wobei zwei Clinton-Niederlagen in den delegiertenreichen Staaten Texas und Ohio bereits zu einem rechnerisch kaum mehr aufzuholenden Vorsprung für Barack Obama reichen würden, der in Texas knapp führt und im durch Arbeitsplatzabbau hart getroffenen Ohio letzten Umfragen zufolge mit der Konkurrentin gleichauf liegt. "Wenn wir nicht diese beiden Staaten gewinnen, ist es vorbei", sagte kürzlich Bill Clinton. Denn Barack Obama hat derzeit 102 Delegierte mehr auf der Habenseite. Kein Wunder, dass angesichts dieser Dramatik im Demokraten-Lager mittlerweile mit härtesten Bandagen und oftmals unter der Gürtellinie gefochten wird. Konkurrent als sicherheitspolitisches Risiko

Die letzte Eskalation: ein von Hillary Clinton in Texas geschalteter Fernseh-Spot, der den Konkurrenten als sicherheitspolitisches Risiko darstellt. Die Werbesequenz zeigt schlafende Kinder und ein nachts im Weißen Haus klingelndes "Rotes Telefon". Hillary Clinton geht an den Apparat, während eine Hintergrundstimme an die Bürger appelliert: "Irgendetwas Wichtiges geschieht gerade in der Welt. Und es liegt an Ihnen zu entscheiden, ob jemand in einer gefährlichen Welt führen wird, der Erfahrung hat und dazu bereit ist." Barack Obama hat diese Attacke am Wochenende bereits geschickt gekontert - mit einem Fernsehspot, in dem gefragt wird: "Sollte nicht derjenige das Telefon beantworten, der die Courage und das Urteilsvermögen besaß, von Anfang an gegen den Irak-Krieg zu sein?" Außerdem warf er Hillary Clinton eine "Angstkampagne" vor. Doch die schoss den Ball sofort zurück: "Ich glaube nicht, dass die Texaner so schnell Angst bekommen. Gleichzeitig gibt man sich trotzig gegenüber Medienfragen, ob die Bewerberin bei Niederlagen in Ohio und Texas das Handtuch werfen werde. Partei-Insider geben zu bedenken, dass bei einem Verlust der beiden großen Bundesstaaten am heutigen Abend weitere wichtige "Super-Delegierte", die in ihrem Votum nicht gebunden sind, ins Obama-Lager wechseln dürften. Das Duell der Beiden elektrisiert die Basis: Die Beteiligung unter jenen, die die Möglichkeit einer frühen Stimmabgabe seit dem 19. Februar nutzten, ist viermal so hoch wie in der Vergangenheit. Und davon profitiert vor allem Obama: "Sein Aufschwung hält weiter ungebremst an", urteilt US-Demoskop John Zogby.

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