Mehr Polizisten, mehr Videokameras: So reagiert Köln auf Silvester-Skandal

Köln/Mainz · Nach den offenbar massenhaften kriminellen Übergriffen in der Kölner Innenstadt an Silvester mehren sich die Forderungen nach Konsequenzen. In Rheinland-Pfalz ist nach Angaben des Mainzer Innenministeriums bislang nichts von derartigen Vorfällen bekannt.

Dutzende sexuelle Übergriffe auf Frauen, dazu zahllose Diebstähle, Bedrohungen und gewalttätige Attacken: Erst mehrere Tage nach den Vorfällen zwischen Kölner Hauptbahnhof und Dom wird langsam das ganze Ausmaß der nächtlichen Kriminalitätsorgie sichtbar. Bis gestern Abend stieg die Zahl der Anzeigen von Betroffenen auf mehr als 90.

Nach Polizeiangaben hatten sich auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz etwa 1000 Männer versammelt, die "dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum" stammten. Aus der großen, unübersichtlichen Menge heraus hätten sich kleine Gruppen von Männern gebildet und die Frauen bedrängt und ausgeraubt. Offenbar wurden die Frauen gezielt umzingelt, so dass niemand etwas sehen konnte. Bislang gibt es kaum Erkenntnisse über die Täter. Laut Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gibt es keine Hinweise, dass es sich bei den Tätern um Flüchtlinge handelt.

Auch die Hamburger Polizei ermittelt wegen ähnlicher Übergriffe, hier ist das Ausmaß weit geringer als in Köln. Politiker nahezu aller Parteien, darunter Kanzlerin Angela Merkel, forderten gestern ein konsequentes und hartes Vorgehen gegen die Drahtzieher. "Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD).

"Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, ist dies eine Ungeheuerlichkeit und unfassbar", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Dies wäre eine komplett neue Dimension, die in keiner Weise toleriert werden dürfe und auf die mit aller Härte reagiert werden müsse. Ähnlich äußerte sich auch CDU-Landeschefin Julia Klöckner. Jetzt müsse entschlossen, aber auch besonnen gehandelt werden, sagte Klöckner unter Verweis auf die angespannte Personalsituation bei der Polizei im Land. In Rheinland-Pfalz gebe es bislang keine Erkenntnisse der Polizei über solche oder ähnliche Vorfälle, sagte ein Sprecher des Mainzer Innenministeriums unserer Zeitung.

Ob etwa mit Blick auf die bevorstehenden Karnevalstage Konsequenzen aus den Ereignissen von Köln gezogen würden, hänge von den dortigen Ermittlungen ab. "Wir warten zunächst einmal die Kölner Ergebnisse ab", sagte Ministeriumssprecher Joachim Winkler. Die Kölner Polizei kündigt an, bei Großveranstaltungen mehr Kräfte einzusetzen, uniformierte wie zivile, und stärker mit Videokameras zu überwachen.

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