Mutmaßlicher Attentäter bestreitet Anschlag auf BVB-Bus

Dortmund · Sergej W. hat anscheinend sein Schweigen gebrochen. Sein Anwalt verrät nun, was der Verdächtige nach dem Anschlag auf die BVB-Mannschaft zum Ermittlungsrichter gesagt haben soll.

Der mutmaßliche BVB-Attentäter bestreitet nach Angaben seines Anwalts, für den Sprengstoff-Anschlag auf den Bus der Fußballmannschaft verantwortlich zu sein. Das berichten „Der Spiegel“ sowie „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR. Der Deutschen Presse-Agentur erläuterte der Tübinger Anwalt Reinhard Treimer am Freitag, sein Mandant habe gegenüber dem Ermittlungsrichter nach der Festnahme gesagt: „Ich habe die Tat nicht begangen.“ Derzeit versuche die Polizei zwischen der Tat und seinem Mandanten Zusammenhänge herzustellen.

Die Bundesanwaltschaft ist weiter überzeugt, den richtigen Täter zu haben. „Der dringende Tatverdacht besteht nach wie vor“, sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag. Karlsruhe zufolge hat der 28-jährige Deutsch-Russe Sergej W. vor dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes „kein Geständnis“ abgelegt. Aber, so betonte ein Sprecher der obersten Anklagebehörde: „Der Tatvorwurf ist schon gewichtig.“ Die Ermittlungen dauern an. Offen sei unter anderem die Frage, woher der Sprengstoff kam: „Dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse.“

Der Anschlag geschah am 11. April, kurz vor dem Champions-League-Viertelfinalspiel gegen AS Monaco bei der Abfahrt des Busses vom Dortmunder Mannschaftshotel. Ein Spieler und ein Polizist wurden verletzt. Das Spiel wurde daraufhin um einen Tag verschoben.

„SZ“, NDR und WDR berichteten, bei der Untersuchung des verwendeten Sprengstoffs seien Kriminaltechniker zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass es sich nicht - wie nach dem Anschlag häufiger spekuliert - um militärische Zünder und auch nicht um gewerblichen Sprengstoff gehandelt habe. Der Täter soll eine Art Selbstlaborat mit den dafür üblichen Stoffen gebastelt haben.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft handelte Sergej W. aus Habgier. Er soll an der Börse auf große Kursverluste der BVB-Aktie spekuliert haben. Ihm wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Damit droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Der Mann arbeitete seit Mitte 2016 als Elektriker in einem Tübinger Heizwerk. Zum Tatzeitpunkt hielt er sich im Mannschaftshotel des BVB auf. Die Ermittler nahmen in am 21. April in Tübingen (Baden-Württemberg) fest. Sie hatten ihn zuvor tagelang beobachtet.

Laut „Welt“ gehen die Ermittler auf der Suche nach möglichen Komplizen auch der Spur einer Auto-Anmietung nach. Unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet die Zeitung, dass der Tatverdächtige nur einen Monat vor dem Anschlag auffällig weite Strecken mit einem Mietwagen zurückgelegt haben soll, obwohl er ein eigenes Auto besaß.

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