Nachwuchs verzweifelt gesucht

Trier/Koblenz · Sie retten Leben, löschen Brände, bergen Opfer: Die Arbeit der Feuerwehr ist immens wichtig. Doch die Zahl der Feuerwehrleute in Rheinland-Pfalz sinkt. Um Jugendliche zu gewinnen, muss allerhand getan werden.

 Früh übt sich: Bei Wettbewerben messen sich Mitglieder von Jugendfeuerwehren im richtigen und raschen Umgang mit Schläuchen, Schellen und Hydranten. Foto: dpa

Früh übt sich: Bei Wettbewerben messen sich Mitglieder von Jugendfeuerwehren im richtigen und raschen Umgang mit Schläuchen, Schellen und Hydranten. Foto: dpa

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Trier/Koblenz (dpa) Demografischer Wandel und Wegzug junger Leute: Die Feuerwehren in Rheinland-Pfalz suchen permanent nach Nachwuchs. Ganz einfach ist das nicht, Engagement und Präsenz ist an vielen Ecken und Enden nötig, um junge Menschen zu begeistern.
"Wir brauchen Nachwuchs, das steht außer Frage", sagt der Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, Eckhard Schwabe. Von einem flächendeckenden Mangel im Land könne aber keine Rede sein. Es gebe Löschzüge vor allem mit Älteren, andere mit vielen Jungen. Und doch: "Man muss etwas tun, um Nachwuchs zu bekommen. Man muss auf sich aufmerksam machen", sagt Schwabe.
Laut Verband sank die Zahl der Feuerwehrleute im Land von etwa 55 000 im Jahr 2012 auf nunmehr rund 51 000. Bei den Jugendfeuerwehren sieht es ganz ähnlich aus: Hatten sie vor rund zwölf Jahren noch etwa 15 000 Mitglieder, waren es zuletzt noch rund 11 300, wie Landesjugendfeuerwehrwart Matthias Görgen sagt. "Da schlägt der demografische Faktor durch."
Schwabe zufolge ist es auch schon vorgekommen dass Kommunen mangels Feuerwehrleuten Menschen zum Feuerwehrdienst verpflichtet haben. In einigen Fällen habe das neuen Schwung gebracht. "Aus der Pflichtfeuerwehr wird dann wieder eine freiwillige Feuerwehr." Einige Arbeitgeber sähen es zudem nicht gerne, wenn sich Mitarbeiter in der Feuerwehr engagierten und im Notfall raus müssten. Deswegen gehe man auch in Betriebe und informiere über die Arbeit der Feuerwehr.
Allzu schwarz wollen Schwabe und Görgen das Bild aber nicht malen. Der Verbandssprecher betont: "Der Schutz der Bevölkerung ist zu jedem Moment gewährleistet." Und es sei ungeachtet der Suche nach Nachwuchs stets genügend Personal vorhanden, um die sogenannte "Acht-Minuten-Hilfeleistungsfrist" einzuhalten. Diese sehe vor, dass spätestens acht Minuten nach einer Alarmierung wirksame Hilfe geleistet werden müsse.
Görgen unterstreicht, die Jugendfeuerwehr sei trotz des Mitgliederrückgangs in mehr oder weniger jedem Ort vertreten und könne so Jugendliche binden. Die seien zwischen zehn und 16 Jahren alt. Der Feuerwehrverband biete Seminare für Jugendwarte an, um sie zu unterstützen.
"Wir versuchen auch, uns für neue Mitglieder zu öffnen", sagte Görgen. Es habe beispielsweise gemeinsam mit der Aktion Mensch Projekte mit Jugendlichen mit Handicaps sowie Projekte mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund gegeben.
Doch wie viele Jugendliche bleiben der Feuerwehr länger treu? Etwas mehr als 20 Prozent der Mitglieder der Jugendfeuerwehren gingen in den aktiven Feuerwehrdienst, sagte Görgen. Immer wieder zögen junge Menschen wegen der Arbeit oder eines Studiums weg. Künftig wolle man enger mit anderen Landesverbänden kooperieren, damit sie dann auch anderswo aktiv bleiben könnten.
Bei Mädchen, die insgesamt ein Viertel der Mitglieder in der Jugendfeuerwehr in Rheinland-Pfalz ausmachten, blieben indes deutlich weniger bei der Feuerwehr. Görgen: "Da sehen wir noch Potenzial, das wir ausschöpfen können."
FEUERWEHR IN ZAHLEN


Extra

(sey) Bei den 2250 freiwilligen Wehren in Rheinland-Pfalz sind 51 000 Feuerwehrleute aktiv. Knapp sechs Prozent davon sind Frauen. Daneben gibt es fünf Be- rufsfeuerwehren mit 800 haupt- amtlichen Feuerwehrleuten. In der Region Trier hat nur Trier eine Berufsfeuerwehr. Dem Feuer- wehrnachwuchs mit landesweit 1100 Jugendwehren gehören 11 300 Mädchen und Jungs an.

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