Piusbrüder-Chef: "Wir sind Fundamentalisten"

Trier · Fast zwei Stunden sprach der Distriktobere der deutschen Piusbruderschaft, Franz Schmidberger, in Trier. Besucher des Vortrags berichten, dass er dabei keinen Schritt in Richtung Versöhnung gemacht habe.

Die Kapelle der Piusbruderschaft Trier ist ein einfacher Neubau. Eine Stahltreppe führt hinauf in die heiligen Räume. Augenzeugen berichten, der Innenraum der Kapelle erinnere an einfache Holzkirchen, wie man sie in ländlichen Gegenden findet. Keine überbordenden Dekorationen, Neonlicht aus Bürolampen statt feierlichen Kerzenlichts.

Den Altar schmücke keine Kreuzigung, eine Holzstatue der unbefleckten Mutter Gottes und zwei große Lettern des "Alpha" und des "Omega" dominierten den Raum. Dazu eine Darstellung des Herzens Jesu Christi. "Wir sind Fundamentalisten, wenn Fundamentalismus nicht bedeutet, Selbstmordanschläge zu verüben", wird Franz Schmidberger, der Distriktobere der Piusbruderschaft, später von Ohrenzeugen der Veranstaltung zitiert.

"Sonst hätte man uns wohl die Kirche angezündet"



Rund zehn Gäste und 50 Gläubige hätten sich eingefunden, von denen viele erst im Laufe des Vortrages eingetroffen seien. Schmidberger selbst habe rund fünf Minuten vor seiner Rede die Kapelle betreten. "Es herrschte eine angespannte Stille, als Schmidberger den Raum betrat. Mit misstrauischem Blick musterte er die anwesenden Gäste", sagte ein Augenzeuge. Eine mit schwarzem Trauerflor bedeckte Frau habe einen Gast während der Veranstaltung aus dem Raum geführt, als dieser auf einem Papier mitschreiben wollte. Journalisten seien nachdrücklich unerwünscht. "Das Interview von Bischof Williamson mit dem schwedischen Fernsehen wurde so gekürzt, dass seine Aussagen nicht mehr nuanciert wiedergegeben wurden."

Schmidberger soll seine Aussage, die er zuvor in einem Interview mit dem Südwestrundfunk gegeben hat, wiederholt haben: "Natürlich bleibt Williamson unser Mitbruder. Von seinen Aussagen, wenn er sie denn so getätigt hat, haben wir uns bereits in aller Form distanziert." Zu einer anderen Aussage in dem Interview, in der er Mohammed mit einem Kinderschänder verglichen haben soll, sagte der Distriktobere, er sei durch die Form der Fragestellung bedrängt worden. "Wir haben uns trotzdem in aller Form bei den Moslems entschuldigt. Sonst hätte man uns wohl auch die Kirche angezündet."

In seiner rund 90minütigen Rede kritisierte Schmidberger nach Aussagen Anwesender abermals die "Verfehlungen" des Zweiten Vatikanischen Konzils, bei dem "sich leider die liberalen Kräfte durchgesetzt hatten". Die Religionsfreiheit und die Ausbreitung der Ökumene hätten zu einem Verlust des Glaubens und des Sündenbewusstseins geführt.

Über das Verhältnis der Bruderschaft zum Vatikan soll Schmidberger in Trier gesagt haben, es müssten nun theologische Gespräche geführt werden. Allerdings hätte die Piusbruderschaft schon genügend Dankbarkeit gezeigt, als Papst Benedikt 2007 die Durchführung der Messe wieder erlaubt hatte. "Wir haben tausend Dankesmessen gehalten und über zwei Millionen Rosenkränze gebetet." Auch nach der Aufhebung der Exkommunikation der vier umstrittenen Bischöfe der Bruderschaft habe die Glaubensgemeinschaft über 1,7 Millionen Rosenkränze gebetet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort