Pleite im Internet: Auf CDU-Seite bekommt Beck Bestnoten

Die rheinland-pfälzische CDU hat auf ihrer Seite von Internetnutzern die Landesregierung bewerten lassen - und die Umfrage gestoppt, als 98,9 Prozent der abgegebenen Noten für Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) eine "1" waren.

 Ätsch: Die Umfrage der Landes-CDU ging für Kurt Beck glücklich aus. Foto: dpa

Ätsch: Die Umfrage der Landes-CDU ging für Kurt Beck glücklich aus. Foto: dpa

Mainz. Binnen weniger Stunden waren auf der Internetseite der Landes-CDU, die Nutzer nach einer Bewertung von Mitgliedern der rheinland-pfälzischen SPD-Regierung fragte, Tausende Stimmen abgegeben worden: Es fehlten Kontrollen, um Manipulationen zu verhindern. Und das auf der Seite www.spickmichrlp.de, wegen der sie ohnehin noch Post bekommt: Die Betreiber des bekannten Schülerbenotungsportals spickmich.de sehen durch die Optik der Seite ihre Markenrechte verletzt und fordern, die Seite vom Netz zu nehmen.

Idee entstand aus Ärger über Ideenklau



Nachgefragt hatte die CDU dort nicht. Bei spickmich.de hat man für das Schreiben an die CDU nicht mal einen Anwalt bemüht - der Fall sei so eindeutig. Spickmich.de-Sprecher Tino Keller findet den Vorgang "etwas befremdlich, wir waren wirklich sehr irritiert".

Und das, wo die CDU mit der Seite eigentlich Abschreiben anprangern will und den Besucher empfängt mit den Worten "Beim Spicken erwischt". Die Idee war aus dem Ärger über die SPD-Landesregierung entstanden, die die CDU-Idee für eine Schulbuchausleihe von der CDU abgekupfert habe.

Eine kreative und auch für junge Internetnutzer attraktive Art, das zu demonstrieren. Der Vorschlag von Mitarbeitern der Landespartei wurde dann auch schnell abgesegnet - auch für solche Aktionen hat die CDU am Jahresanfang ihre Öffentlichkeitsarbeit personell aufgestockt.

Doch bei der Programmierung der Seite machte die CDU wenig, um den Zugang für Manipulationen zu erschweren; Administratoren anderer Seiten sprachen von "Dilettantismus". Offenbar hatte jemand mit einem einfachen Programm pro Sekunde mehrere Stimmen abgeben können, obwohl jeder Nutzer eigentlich nur einmal abstimmen sollte. Während bis 20 Uhr gerade mal 90 Stimmen abgegeben waren, waren es rund drei Stunden später mehr als 5000 - alle für die Note 1.

Bei der CDU sah man im Angriff zunächst die beste Verteidigung: "Schon peinlich, dass SPD RLP Abstimmungsmaschine einsetzt, um Stimmen für Beck zu aktivieren. Sorry SPD, war zu auffällig", kommentierte die stellvertretende Landesvorsitzende Julia Klöckner den Stopp der Umfrage auf dem Portal Twitter ( http://twitter.com/JuliaKloeckner/status/4792305617 ).

Die Landesregierung bedankt sich



Regierungssprecher Walter Schumacher nutzt das Ergebnis dann aber als Steilvorlage: "Die Landesregierung bedankt sich: Die Bürgerinnen und Bürger geben Kurt Beck die sehr gute Schulnote 1,8", erklärte er - und offenbarte damit deutliche Rechenschwächen bei der Landesregierung oder wollte Beck nicht als Streber dastehen lassen, der fast auf eine glatte 1,0 kam.

CDU-Sprecherin Evelyn Breyer weist zurück, dass man zu naiv an das Thema gegangen sei. "Wir wollten es den Nutzern möglichst einfach machen, ihre Stimme abzugeben." Allerdings ging die Umfrage dann gestern Abend um 18 Uhr wieder bei null los - diesmal so, dass es nun ein echtes "Web rennen" ohne Tricks geben kann, wer mehr Anhänger zum Klicken mobilisiert.

So oder so kann die CDU der Aktion auch Positives abgewinnen: Viele Nutzer hätten so auch mehr erfahren, wer wirklich die Idee zu dem neuen Ausleihsystem für Bücher hatte.

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