Potenzwunder in Plastiktütchen

Immer mehr Menschen nutzen das Internet für den Kauf von Medikamenten und sogenannten Lifestyle-Präparaten. Vor allem Potenzmittel werden vorzugsweise über das Netz verkauft. Doch längst nicht jede Kapsel oder Tablette hält, was die Verpackung verspricht - und manches, was angeboten wird, hat erst gar keine richtige Verpackung.

Bonn. (uhe) Der Arbeitsaufwand, der hinter einer Arzneimittelfälschung steckt, variiert je nach Anbieter und Art der Fälschung. Einige fälschen den Inhalt, andere die Verpackung und wieder andere beides. Vor allem bei Schlankheitspräparaten oder Mitteln gegen Erektionsprobleme sind den Fantasien der Hersteller kaum Grenzen gesetzt, und der Wirkungsgrad der angebotenen Mittel reicht von nicht vorhanden bis stark gesundheitsgefährdend. Besonders bedenklich sei, dass entweder statt des deklarierten Wirkstoffes ein anderer hochwirksamer nicht angegebener Bestandteil oder aber der deklarierte Bestandteil in viel zu geringer Konzentration vorhanden sei, teilt das Bundesinstitut für Arzneimittelforschung (BFARM) in Bonn mit und warnt zudem grundsätzlich davor, Medikamente einzunehmen, die in Plastiktütchen verpackt und versendet würden. Oft ist diesen Tüten nur eine kleine Notiz beigefügt, mit welcher der Versand ohne Originalverpackung und Beipackzettel damit begründet wird, dass die Gefahr bestünde, die Tabletten könnten auf dem Weg zum Kunden andernfalls gestohlen werden. Doch nicht jede Fälschung ist an ihrer Verpackung zu erkennen. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Und viele der Fälschungen werden erst dann als solche erkannt, wenn sie mit der Originalverpackung verglichen werden. Und das auch erst bei genauerem Hinsehen. "Arzneimittel nicht aus unsicheren Quellen erwerben"

Um sicher zu gehen, rät das BFARM deshalb, "Arzneimittel nicht aus unsicheren Quellen über das Internet zu erwerben". Und dies gelte im besondern Maße für rezeptpflichtige Medikamente wie beispielsweise auch Mittel gegen Erektionsstörungen, da sie wegen möglicher Risiken vom Arzt verordnet und auch kontrolliert werden sollten. Am sichersten sei der Kauf des Arzneimittels hierzulande in einer deutschen Apotheke, rät der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), allerdings gebe es auch für den Erwerb über das Internet grundsätzliche Regeln, mit denen die Gefahr, gefälschte Medikamente zu bekommen, deutlich reduziert werden könne. So muss zum einen in Deutschland jede Apotheke, die einen Versandhandel betreibt, eine dafür notwendige Erlaubnis nach dem Apothekengesetz haben. Des Weiteren kann auch die Apothekerkammer Auskunft darüber geben, ob sich hinter einer Internetadresse auch eine richtige Apotheke verbirgt. Bei Medikamenten, die im Ausland erworben werden, sei zudem darauf zu achten, dass das Arzneimittel aus einem Land des Europäischen Wirtschaftsraumes komme, teilt der VFA mit, allerdings sollte sich der Käufer hierbei auch vorher von seiner Krankenkasse beraten lassen. Bei Ländern, die außerhalb des EWR (sämtliche EU-Länder sowie Island, Norwegen und Liechtenstein) liegen, sei der Versand von Arzneimitteln an den Endverbraucher ohnehin verboten. Grundsätzlich gilt: Internet-Versender, die ein Medikament verkaufen, ohne dafür ein Rezept zu verlangen, sollten als Einkaufsquelle genauso gemieden werden, wie Händler, die mit Spam-Mails werben.

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