"Schröder muss weg"

PASSAU. Zum letzten Mal fand der Politische Aschermittwoch der CSU in der Passauer Nibelungenhalle statt. Die 8000 Zuschauer erlebten einen Edmund Stoiber, dessen Augenmerk der bayerischen Landtagswahl am 21. September galt.

Edmund Stoiber tritt nicht wie jemand auf, der Kanzler derBundesrepublik Deutschland werden will. Der staatsmännische Stildes Vorjahres kommt nur in dem rund halbstündigen Anfangs-Vortragzur Außenpolitik zum Vorschein - und dabei bleibt der Applaus derrund 8000 Zuschauer spärlich. Danach liefert Stoiber zur Freudedes Publikums Aschermittwochs-Gepolter à la Franz Josef Strauß.Natürlich prägen seinen 135 Minuten dauernden Vortrag, an dessenEnde zehnminütige Ovationen stehen, über weite Strecken dieinnenpolitischen Vorgänge der vergangenen Monate sowie dieAngriffe auf Schröder und die Regierung. "Rot-Grün macht arm",wettert er. Und: "Der Schröder kann es nicht, der muss weg." Aber bei seinen Angriffen auf die Sozialdemokraten und die Grünen wirkt er angriffslustiger, spöttischer und freier als vor einem Jahr - das Ablegen der Kanzlerkandidaten-Bürde scheint ihn mutiger zu machen. Wo er im Vorjahr mit den Augen fest am Manuskript klebte, bietet er nun Improvisation.

Zur Familienpolitik: "Stellen Sie sich vor, der Müntefering über dem Bett ihrer Kinder." Oder zur Wirtschaftspolitik: "Wenn man einem Hengst die Hufe zusammenbindet, kann man auf ihn eindreschen so viel man will, der bewegt sich nicht." Oder zur Agrarpolitik: "Die Frau Künast macht zwar jede Menge Mist, aber deswegen versteht sie noch lange nichts von der Landwirtschaft."

Vor allem aber greift Stoiber seine politischen Kontrahenten aus bayerischer Sicht an. Die beste Bildungspolitik, das größten Wirtschaftswachstum, die geringste Arbeitslosigkeit, die solidesten Finanzen, die geringste Kriminalität - Stoiber betet den ganzen Kanon herunter, dabei immer als Motto vorgebend: An Bayerns Wesen wird Deutschland genesen. Im klassischen Aschermittwochs-Spagat zwischen weltpolitischer Analyse, nationalen Kampfansagen und bayerischer Bodenständigkeit legt er großen Wert auf den letzten Punkt. "Stark in Bayern. Stark für Deutschland", lautet der Titel der Stoiber-Rede.

Diese Akzentuierung wird für das Publikum durch einen Namen verdeutlicht: Franz Josef Strauß. Im vergangenen Jahr erwähnte Stoiber seinen politischen Lehrmeister ein einziges Mal. Nun widmet er ihm gleich zu Beginn der Rede einen ganzen Abschnitt, anschließend streut er ihn immer wieder ein: wie schon Strauß gesagt hat, wie schon Strauß gedacht hat, wie schon Strauß gehandelt hat. Dem Publikum gefällt\\\\\\\\'s. Kein Wunder, denn die "Ur-Bayern" sind wieder vermehrt zu finden. Stoibers Schluss-Appell unterstreicht seine nächsten politischen Ambitionen: "Ich bin stolz auf Bayern. Ich will für Bayern arbeiten."

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