Sterne für mehr Tierschutz: Neue Fleischsiegel im Handel

Trier/Berlin · Wer beim Fleischkauf auch auf Tierschutz achten möchte, hat nun mehr Auswahl: Gleich zwei Tierschutzverbände führen derzeit Zertifikate ein. Und damit eine Alternative zwischen der teureren Bioware und dem billigen Fleisch aus Massentierhaltung.

Trier/Berlin. Kupierte Schwänze, verendete Ferkel oder Antibiotika für Zigtausende Hühner, die sich auf engstem Raum drängen - Nachrichten über den Alltag in deutschen Ställen haben vielen Fleischessern den Appetit auf billige Massenware verdorben. Einer Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge finden 89 Prozent der Deutschen es wichtig, dass Lebensmittel aus tiergerechter Haltung stammen.
Wenn sie auch bereit sind, dafür etwas mehr auszugeben, haben sie dank zweier neuer Tierschutzzertifikate beim Einkaufen nun mehr Auswahl - zu Preisen, die irgendwo zwischen billig und Bio liegen. Ein staatliches Siegel gibt es zwar nicht. Doch hat der deutsche Tierschutzbund für Fleischprodukte eine zweistufige Kennzeichnung "Für mehr Tierschutz" eingeführt, die für bessere Bedingungen steht - zunächst im Schweine- und im Hühnerstall: Die Tiere haben mehr Platz und mehr Beschäftigung. Bei Hühnern handelt es sich um langsamer wachsende Rassen und Schweine dürfen nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden. Edeka, Netto, Hit, Real und Lidl bieten laut Tierschutzbund in Rheinland-Pfalz erste Produkte der Einstiegsstufe (ein Stern) an. Fleisch der Premiumstufe (zwei Sterne) oder zertifizierte Mastbetriebe gibt es hier allerdings noch nicht. Auch die Tierschutzstiftung Vier Pfoten hat ein ähnliches Label eingeführt. Kaufland bietet bundesweit Hähnchen an, die von der Stiftung auf der unteren Stufe zertifiziert wurden. Beide Verbände hoffen, dass bald mehr Sterne sowie weitere Märkte, Erzeuger und Fleischprodukte das Angebot ergänzen.
Während die Biobranche die Kriterien für unzureichend hält, lobt die rheinland-pfälzische Verbraucherzentrale die neuen Siegel: "Schon ein Stern bietet eine deutliche Verbesserung im Tierschutz", sagt Ernährungsreferentin Waltraud Fesser. Dank der wissenschaftlichen Begleitung sowie der unabhängigen Trägerschaft und Kontrollen attestiert sie den Siegeln Glaubwürdigkeit. Wie die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken wünscht sie sich zwar nationalrechtliche Vorgaben. Beide finden jedoch, dass die Zertifizierung ein Schritt in die richtige Richtung ist.

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