Tempo-Sündern in der Region drohen noch mehr Kontrollen

Trier/Mainz · Das Land erwischt mit neuen Blitzern erheblich mehr Raser. Trier hat nun ein zweites Gerät.

 Im Inneren der neuen Anlage zur Geschwindigkeitskontrolle ist rechts das Blitzgerät und links das Laserradar zu sehen.

Im Inneren der neuen Anlage zur Geschwindigkeitskontrolle ist rechts das Blitzgerät und links das Laserradar zu sehen.

Foto: Friedemann Vetter

Viele Autofahrer in der Region werden in den nächsten Wochen unangenehme Post von der Bußgeldstelle bekommen. Denn jüngst erwischte die Polizei auf der Autobahn 1 bei Wittlich rund 6500 Fahrer, die zu schnell an einer Baustelle vorbeibrausten.

Massenhaft Raser gingen den Beamten aber nur in die Fänge, weil sie eine teilmobile Anlage aufstellten, die wie ein Anhänger aussieht und Tempo-Sünder bei Tag und Nacht blitzt. Nun dürften die Kontrollen weiter steigen: Seit Ende September setzt das Polizeipräsidium Trier einen zweiten sogenannten Trailer ein. Das erste Gerät ist bereits seit Mitte April im Einsatz und hat nach Angaben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums in der Region bis Ende August gut 13.100 zu schnelle Verkehrsteilnehmer erwischt, von denen 501 ein Fahrverbot droht.

Insgesamt plant Rheinland-Pfalz, flächendeckend zehn teilmobile Blitzer einzusetzen. Bereits jetzt zeigt sich ein rasanter Anstieg an erwischten Tempo-Sündern im Land. Wie das Innenministerium auf TV-Anfrage mitteilt, hat sich die Zahl der geblitzten Verkehrsteilnehmer von Januar bis August im Vergleich zum vergangenen Jahr von 500.000 auf etwas über eine Million verdoppelt. Die Zahl der angedrohten Fahrverbote hat sich in dem Zeitraum von etwas über 3000 auf etwa 12.000 vervierfacht, die erlassenen Bußgeldbescheide sind mit 190.000 etwa zehn Mal so hoch wie im vergangenen Jahr, teilt Ministeriumssprecher Steffen Wehner mit.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) betont, das Land wolle mit den Anlagen für sicherere Straßen sorgen. "Zu hohe Geschwindigkeit ist die Unfallursache Nummer eins bei schweren Verkehrsunfällen", sagt er und spricht vom richtigen Ansatz. Nach Angaben des Ministeriums ist die Zahl der Unfälle durch zu schnelles Fahren im Vergleich zum Vorjahr von 10.426 auf 9243 gesunken.

Die TV-Leser, die auf der Facebook-Seite des Trierischen Volksfreundes über den Blitzer-Einsatz auf der A1 bei Wittlich diskutieren, sind hin- und hergerissen. Petra Merges schreibt, solche Einsätze solle die Polizei viel öfter machen. "Vielleicht raffen dann einige Autofahrer, wofür es Schilder an den Straßenrändern gibt…" Susanne Quint ärgert sich dagegen über "Abzocke". Über den Sinn streiten sich auch Verkehrsexperten. Während Herbert Fuss vom ADAC Mittelrhein auf einen "erzieherischen Effekt" hofft, widerspricht der Trierer Verkehrspsychologe Richard Tank und sagt, einmalige Strafen seien "schnell vergessen". Umstritten sind die neuen Anlagen auch unter Polizisten. Laut Ernst Scharbach, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), könnten die Blitzer wichtige Aufgaben der Polizei wie die mögliche Alkoholkontrolle bei zu schnellen Fahrern nicht ersetzen. Hinter den neuen Blitzern wittert Scharbach auch finanzielle Motive.

Bislang verbucht das Land mit den neuen Blitzern, zu denen auch fünf feste Anlagen außerhalb der Region gehören, satte Erlöse. Bis Ende August lagen die Einnahmen durch Bußgelder bei rund 30 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2016 lag die Summe bei 37,4 Millionen Euro. Im kommenden Haushaltsjahr rechnet das Land mit Mehreinnahmen von etwa 34 Millionen Euro. Das Geld fließt in den Landeshaushalt.

Juristen und Polizeigewerkschaften warnen, dass die steigende Zahl an Bescheiden zu Lasten von Mitarbeitern in Bußgeldstellen und Amtsgerichten gehe.

Info: Wo die Polizei in der Region gerne blitzt

Die teilmobilen Blitzer setzt das Polizeipräsidium Trier an Autobahnbaustellen oder überregionalen Fernstraßen ein, sagt Sprecher Karl-Peter Jochem. Beispielhaft nennt er die Baustelle auf der Autobahn 1 bei Wittlich, die Biewerbachtalbrücke auf der A 64, die Stelle auf der Bundesstraße 51 in Höhe der A 64 und die B 257 bei Utzerath. Innerörtlich seien teilmobile Blitzer ein Hindernis im öffentlichen Verkehrsraum. An Kindergärten, Schulen oder Seniorenwohnheimen messen Einsatzstellen daher mit Lasermessgeräten.

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Hintergrund: Es blitzt!

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