Tsunami vor Samoa: Auch deutsche Touristen verletzt

Wellington (dpa) · Der Tsunami vor Samoa hat die Küstenregion der Südsee-Inselgruppe mit zahlreichen Hotelanlagen für Touristen schwer verwüstet. Die Katastrophenschutzbehörde der ehemaligen deutschen Kolonie West-Samoa spricht von mindestens 100 Toten.

Darunter sind nach Angaben der neuseeländischen Regierung Touristen aus Neuseeland und Australien. Der amtierende Premierminister Bill English sprach in Wellington von einer erheblichen Opferzahl. Auch auf der Schwesterinsel Amerikanisch-Samoa kamen nach ersten Angaben 19 Menschen um, auf Tonga, einem anderen Südsee-Inselstaat, zehn.

Die Region war am Dienstag 19.48 MESZ von einem der schwersten Erdbeben des Jahres erschüttert worden. Die US- Geologiebehörde gab die Stärke mit 8,0 an. Der anschließende Tsunami soll hunderte Meter weit ins Landesinnere vorgedrungen sein und weite Landstriche unter Wasser gesetzt haben. Besonders betroffen war die Südküste der Hauptinsel Upolu auf West-Samoa. „Es ist vieles schwer beschädigt und die meisten Touristenanlagen sind zerstört“, sagte Samoas stellvertretender Regierungschef Misa Telefoni dem neuseeländischen Nachrichtenportal „NZ Stuff“. In der Anlage bei Lalomanu sollen 20 Menschen ums Leben gekommen sein.

Neuseeland hat ein Aufklärungsflugzeug der Luftwaffe entsandt, um nach Überlebenden zu suchen, die möglicherweise aufs Meer hinaus gesogen wurden. Samoa liegt rund 2800 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, der ehemaligen Schutzmacht. Die Luftwaffe stehe auch in Bereitschaft, um Medikamente und Nothilfe nach Samoa zu fliegen, sagte der amtierende Regierungschef.

Augenzeugen und Überlebende berichteten von der großen Wucht, mit der die Flutwellen an Land kamen. Auf der Hauptinsel Upolu soll das Wasser bis zu 800 Meter ins Landesinnere gereicht haben, hieß es im neuseeländischen Rundfunk. Wendy Booth betrieb die Touristen- Anlage „Sea Breeze“ an der Südküste, die nach ihren Angaben völlig zerstört wurde. „Die zweite Welle traf uns durch den Fußboden. Das Wasser rauschte zur Hintertür hinaus und riss uns mit“, berichtete sie dem australischen Radiosender Fairfax Radio Network. „Wir konnten uns an einem Geländer festhalten, mein Mann und ich klammerten uns aneinander. Der Sog zurück Richtung Meer nach der Welle war gigantisch. Die Kraft des Wassers riss unsere Einrichtung durch das Dach.“

Eine Australierin erlebte das Erdbeben und den Tsunami in der Hauptstadt Pago-Pago auf Amerikanisch-Samoa. Die Erde habe drei Minuten lang heftig gebebt, berichtete sie dem australischen Sender ABC. Von ihrem Balkon aus sah sie jede Menge überflutete Häuser und Geschäfte. Nach ihren Angaben war die Flutwelle vier Meter hoch. Der Strom sei ausgefallen, der Flughafen geschlossen und das örtliche Krankenhaus überflutet. Ein Bekannter sei mit einem Bus unterwegs gewesen, als der Tsunami kam. „Das Wasser drang in seinen Bus ein“, berichtete Whitby. „Er blieb schließlich in einem Mangobaum hängen, aber vier seiner Passagiere wurden fortgerissen.“

Auf ersten Fotos waren überflutete Straßen zu sehen. Autos, die von den Wassermassen mitgerissen wurden, lagen in Trümmerhaufen. An einer Stelle war ein mächtiges Boot auf dem Trockenen zu sehen. Lokalsender berichteten, dass einige Dörfer völlig überschwemmt seien. „Zwei oder drei Ortschaften wurden schwer zerstört“, sagte der Leiter des Gesundheitsdienstes von Amerikanisch-Samoa, Salamo Laumoli, dem US-Sender CNN.

Die Behörden lösten innerhalb von Minuten nach dem Beben Tsunami-Alarm aus, berichtete der Lokalsender Radio Polynesia. Auf den Inseln wurden regelmäßig Tsunami-Übungen durchgeführt. Viele der Einwohner der tiefliegenden Küstenregion hätten sich deshalb rechtzeitig auf höheres Terrain retten können, sagte Reporter Pipi Autagavaia in einem Gespräch mit der BBC. Auf den Inseln leben insgesamt rund 220 000 Menschen.

Beim Tsunami sind zwei Deutsche aus Berlin verletzt worden. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Beide seien auf Samoa ärztlich versorgt worden und würden nun konsularisch betreut, sagte ein Sprecher des Außenministeriums der dpa.

Am 26. Dezember 2004 hatte ein Tsunami nach einem schweren Beben vor der indonesischen Insel Sumatra 230 000 Menschenleben gefordert. Die bis zu fünf Meter hohe Flutwelle breitete sich über tausende Kilometer im Indischen Ozean aus und zerstörte Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Indien, Thailand und auf den Malediven.

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