Verschiedene Ansätze, gleiches Ziel

TRIER. Hospizarbeit und Palliativmedizin - zwei Ideen, ein gemeinsames Ziel: Unheilbar kranken Menschen soll ein würdiges Sterben ermöglicht werden. Doch trotz der großen Gemeinsamkeit gibt es auch Unterschiede in der jeweiligen Arbeit.

Gelbe Rosen auf dem Tisch, Bücher im Regal, eine Couchgarnitur an der Fensterfront - das Wohnzimmer der Trierer Palliativstation lässt den Besucher rasch vergessen, dass er sich in einem Krankenhaus befindet. Ein Ort des Rückzugs ist dieser Raum. Optimal für ein Gespräch. "Du bist ein Allroundgenie", sagt die Palliativmedizinerin Renate Langenbach ein wenig schmunzelnd. Ihre Anerkennung gilt der Hospizschwester Marientraud Brill, einer Fachfrau für würdiges Sterben: Bevor die heute 43-Jährige als Hospizschwester arbeitete, absolvierte sie eine Ausbildung als Krankenschwester. Viele Jahre war sie sowohl im ambulanten wie auch im stationären Bereich tätig, davon vier Jahre auf der Trierer Palliativstation. Mit ihrem beruflichen Werdegang verkörpert Marientraud Brill das, was in Trier nun schon seit einigen Jahren mit Erfolg praktiziert wird: eine enge Zusammenarbeit von Palliativmedizin und Hospizarbeit. Unheilbar kranken Menschen ein würdiges Leben bis zuletzt zu ermöglichen - das haben sich Hospizbewegung und Palliativmedizin gleichermaßen zum Ziel gesetzt. "Wir konzentrieren uns zunächst darauf, die Patienten schmerzfrei zu bekommen", sagt Langenbach. Dahinter stehe der Gedanke, dass nur ein weitgehend schmerzfreier Mensch in der Lage sei, seine letzte Lebensphase bewusst zu erleben, sagt die Palliativärztin. Doch die Palliativmedizin leistet mehr als "nur" Schmerztherapie und Symptomkontrolle; die psychologische und spirituelle Begleitung der Betroffenen steht gleichermaßen im Zentrum der Arbeit. "Denn nicht selten leiden Patienten gar nicht so sehr unter körperlichen Schmerzen, sondern viel mehr unter ihrer Angst und Unruhe", weiß Renate Langenbach. Ein intensives Gespräch mit dem todkranken Menschen kann dann mehr lindern als eine hohe Dosis Morphium. Dennoch liegt der Schwerpunkt der Arbeit von Renate Langenbach und ihrem Team in der medizinischen Therapie. So werden die meisten Patienten im Mutterhaus II, dem früheren Herz-Jesu-Krankenhaus, stabilisiert mit dem Ziel, dass möglichst viele von ihnen wieder in ihr Zuhause zurückkehren können. Ein weit gehend schmerzfreies und würdiges Sterben im einst gewohnten Umfeld - bei der Hälfte der Betroffenen gelingt dies. Auch und vor allem dank der Unterstützung durch die Hospizarbeit. Ehrenamtliche Helfer knüpfen oft schon auf der Palliativstation sowie in den Krankenhäusern und Pflegeheimen Kontakt mit den Todkranken. Auch Sozialstationen und ambulante Pflegedienste informieren die Mitarbeiter des Hospizvereins und arbeiten eng mit ihnen zusammen. Die Medizinerin Renate Langenbach weiß, was sie an den Hospizhelferinnen hat: "Wir Professionelle brauchen die Ehrenamtlichen." Tatsächlich helfen diese den Patienten vor allem in deren Zuhause und familiärem Umfeld. Dabei lässt sich das Hilfsangebot der Hospizarbeit auf einen Punkt bringen: Einfach nur da sein. Marientraud Brill: "Wir bieten den Betroffenen und deren Angehörigen unsere Hilfe an, aber wir respektieren auch, wenn diese abgelehnt wird." Den Sterbenden und sein Umfeld stärken ist das eigentliche Anliegen der Hospizhelfer. Dabei sind Würde und Selbstbestimmtheit des Patienten nicht voneinander zu trennen. "Der Patient ist der Allerwichtigste", sagt Marientraud Brill und Renate Langenbach ergänzt: "Wir müssen vor allem die Kraftquellen der Kranken und ihrer Angehörigen mobilisieren." Rückkehr in das gewohnte Umfeld

Hospizschwester Marientraud Brill nimmt in diesem Prozess eine Schlüsselstellung ein. Sie sorgt vor allem dafür, dass die Patienten auch nach der Rückkehr in ihr gewohntes Umfeld optimal versorgt werden.

Die Hospizschwester entscheidet vor Ort und koordiniert in enger Abstimmung mit den weiteren Beteiligten wie Hausarzt und Sozialstation, was konkret für den Betroffenen notwendig ist. "Wir brauchen auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine gewisse Professionalität." Und immer wieder die Familie; sie einzubeziehen ist Palliativmedizinern wie Hospizhelfern ein besonderes Anliegen. Da-Sein nicht nur für den Patienten - für viele Angehörige ist auch das eine ganz neue Erfahrung.

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