IS-Terrormiliz reklamiert Londoner Terroranschlag für sich - Deutscher unter Verletzten - Täter war Polizei bekannt (Fotostrecke)

London · Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Terroranschlag in London für sich beansprucht. Ein „Soldat“ des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak über das Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise der Extremisten.

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Der Angreifer sei damit Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der internationalen Koalition anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle verbreitet. Auf diesem Weg hatten sich die Extremisten auch zu anderen Attentaten in Europa bekannt.

Nach dem Anschlag hat die Polizei bisher sieben Personen festgenommen. Zuvor seien insgesamt sechs Wohnungen in London, Birmingham und anderen Orten durchsucht worden, teilte ein Sprecher von Scotland Yard heute mit.

In welcher Beziehung die Festgenommenen zu dem Täter stehen, sagte er nicht. „Wir gehen immer noch davon aus, dass der Angreifer ein Einzeltäter war“, sagte ein Polizeisprecher.

Der Attentäter stammt aus Großbritannien und war der Polizei bekannt. Das berichtete die britische Premierministerin Theresa May heute in London. Der Mann sei durch den internationalen Terrorismus zu der Tat angeregt worden. Eine Gefährdung der Bevölkerung bestehe derzeit nicht.

Die Polizei korrigierte die Zahl der Toten von fünf auf vier. 29 Menschen wurden heute noch in Krankenhäusern behandelt. Sieben von ihnen sind laut Scotland Yard in einem kritischen Zustand.

Bei dem Terrorangriff wurde auch eine Deutsche verletzt. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch eine deutsche Staatsangehörige bei dem Anschlag in London verletzt worden ist“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Die deutsche Botschaft in London stehe in engem Kontakt mit den zuständigen britischen Behörden. Zum Alter und zum Heimatort der Deutschen machte die Bundesregierung keine Angaben.

Der Attentäter war am Mittwoch zunächst auf der Westminster-Brücke neben dem Parlament mit einem Auto in Passanten gerast . Dabei starben ein Mann, etwa 50 Jahre alt, und eine Frau in den 40ern. Anschließend erstach der Mann auf dem Parlamentsgelände einen Polizisten. Die Polizei erschoss den Angreifer.

Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon geht davon aus, dass der Anschlag „in Verbindung zum islamistischen Terrorismus“ steht. Die Sicherheitsmaßnahmen um das Parlament würden überprüft.

„Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben von Nizza und Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will“, sagte der deutsche Terrorismusforscher Peter Neumann der Deutschen Presse-Agentur.

Neumann leitet das internationale Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King's College in London und berät auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Sachen Deradikalisierung von Islamisten. Bei den Anschlägen in Nizza und Berlin waren die Täter mit Lastwagen in Menschenmengen gerast .

Das Areal rund um das Parlament war am Donnerstag noch abgesperrt. Hubschrauber kreisen seit der Tat über Westminister.

Möglicherweise Anschlag in Belgien verhindert

Einen Tag nach dem Terrorakt in London ist in der belgischen Stadt Antwerpen möglicherweise ein Anschlag verhindert worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers raste am Donnerstagvormittag ein Mann mit hoher Geschwindigkeit durch die Haupteinkaufsstraße. Menschen hätten zur Seite springen müssen, hieß es.
Das Auto wurde wenig später von Sicherheitskräften gestoppt. Der Fahrer sei festgenommen worden. In dem Auto wurden Waffen und illegale Stoffe sichergestellt. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga war der Kampfmittelräumdienst im Einsatz. Der aus Nordafrika stammende Festgenommene soll der Polizei nach Medienberichten wegen illegalen Waffenbesitzes bekannt sein. Der belgische Ministerpräsident Charles Michel bedankte sich über den Kurznachrichtendienst Twitter bei den Sicherheitskräften.
Trierer in London

Markus Römer aus Trier war am Mittwoch in London bei einem Firmenmeeting. Er teilte uns mit: "Wir waren in einem Meeting mitten in London, als meine Schwester anrief und fragte, ob alles ok sei. Da haben wir erst die News von der Attacke mitbekommen. Wir waren alle schockiert. Das schlimme daran ist aber, dass man sich nach all den Angriffen der letzten Monate schon fast dran gewöhnt hat. Das ist schon eine surreales Gefühl, das man so hat. Der Vorfall ist ja an einem Ort geschehen, an dem sowieso sehr viel Polizei ist. Gestern bin ich mit der U-Bahn gefahren bin und habe all die Menschenmassen gesehen, die hier täglich unterwegs sind. Wie soll man die alle vor so einem Angriff schützen?"
(Hans-Peter Linz)

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