"Was zählt, sind Taten der Solidarität"

Das internationale katholische Missionswerk Missio feiert dieses Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Den christlichen Glauben zu verkünden und weiterzugeben ist seit 1832 das Ziel der Organisation. Pater Hermann Schalück, Präsident von Missio Aachen, ist am Sonntag zu Gast in Trier.

 Pater Hermann Schalück ist der Präsident von Missio. Am Wochenende wird der 175. Geburtstag der Organisation gefeiert. TV-Foto: Alexander Funk

Pater Hermann Schalück ist der Präsident von Missio. Am Wochenende wird der 175. Geburtstag der Organisation gefeiert. TV-Foto: Alexander Funk

Trier. Anfang 2008 nimmt er als Präsident des internationalen katholischen Missionswerks Missio in Aachen seinen Hut: Dann hat Pater Hermann Schalück zehn Jahre die Geschicke der insgesamt rund eine halbe Million Mitglieder zählenden Organisation maßgeblich mitbestimmt. Bevor es soweit ist, kommt der Geistliche im "Weltmissionsmonat Oktober" nach Trier. Am Sonntag wird er am Gottesdienst im Dom um 10 Uhr teilnehmen. Mit Pater Hermann Schalück sprach unser Redaktionsmitglied Alexander Funk.Pater Schalück, 175 Jahre Missio, 175 Jahre Verkündung und Weitergabe des katholischen Glaubens in aller Welt. Wie funktioniert Mission heutzutage eigentlich?Obwohl sich in einer globalisierten Welt Nachrichten sehr schnell übermitteln, gibt es immer noch Regionen, in der das Evangelium zwar medial verbreitet, aber in seiner vollen Tiefe nicht bekannt ist. Also Orte, an denen es wirklich noch einzupflanzen ist. Das geschieht auch heute noch durch Menschen, die das Evangelium bezeugen, die es leben, die eine Gemeinde bilden. Wir bei Missio schicken allerdings keine Leute hinaus. Wir unterstützen die Kirchen vor Ort. Heute konzentriert sich ein Großteil der Missions-Anstrengungen auf Krisen- und Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Ozeanien. Warum ist ihre Arbeit dort so stark gefragt?Dass wir uns auf Katastrophenhilfe in Krisenregionen und Schwellenländern konzentrieren, stimmt so nicht. Uns geht es vor allem darum, Kirchen in anderen Ländern zu unterstützen. Es ist unsere christliche Kernaufgabe, den Glauben friedlich und partnerschaftlich weiterzuvermitteln. Egal, ob es Krisen oder Armut gibt oder nicht. Dennoch engagiert sich Missio auch für den Menschenrechtsschutz oder den Kampf gegen Aids und sexuellen Kindesmissbrauch. Den Opfern wird dabei ganz praktisch geholfen. Entspricht diese Praxis überhaupt noch dem Auftrag der Glaubensweitergabe?Das entspricht unserem Auftrag voll und ganz und ist mit der Weitergabe des Glaubens eng verbunden. Christen müssen ihren Glauben vorleben - das funktioniert nicht nur mit Worten über Gott und die Welt, sondern es besteht heute vor allem im konkreten Zeugnis, in Taten der Liebe und Solidarität.Bei der jüngsten Krise in Birma haben Sie öffentlich ihre Solidarität mit der Zivilgesellschaft bekundet. Dort unterstützt Missio mehr als 80 Mission- und Hilfsprojekte. Ist es in einem von einer Militärdiktatur unterjochten Land wirklich klug, politisch Partei zu nehmen? Die Bischöfe vor Ort haben zuvor selbst einen Aufruf gestartet, der die Demokratiebewegung unterstützt. Sie selbst haben Flagge gezeigt und die Demonstrationen vorsichtig befürwortet. Dennoch: Die Lage der christlichen Minderheit in Birma ist wirklich nicht einfach - Enteignung und Vertreibung sind laut Medienberichten an der Tagesordnung. Welche Erwartungen haben sie an die internationale Gemeinschaft? Befürworten Sie einen größeren Druck auf das Militärregime?Natürlich muss die Internationale Gemeinschaft dafür Sorge tragen, dass das Militärregime in Birma in absehbarer Zeit zu Ende kommt und ein Übergang zu einer friedlichen Zivilgesellschaft möglich ist. Alle zivilen und religiösen Kräfte, die dieses Ziel unterstützen, müssen in ihrem Bestreben unterstützt werden - insbesondere auch die Buddhisten, die Vorreiter der Demokratiebewegung waren. Christliche Missionierung ist eine Arbeit, für die immer weniger Geld zur Verfügung steht. Wie Parteien, Verbänden und Vereinen gelingt es auch Missio nicht, den fortwährenden Mitgliederverlust zu stoppen. Droht langfristig das Aus?Natürlich verschließen wir die Augen nicht vor den demografischen Entwicklungen in Deutschland. Aber es ist ja auch nicht so, dass die Unterstützung der internationalen Missionsarbeit alleine aus der Bundesrepublik kommt. Missio ist ein weltweiter Verbund. Mag der deutsche Anteil auch geringer werden - wir werden dafür sorgen, dass wir durch professionelle Handhabung unserer Mittel international weiter gut positioniert bleiben.

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