Wenn nicht jetzt, wann dann?

Auch wenn man dazu neigt, immer nach dem Haar in der Suppe zu suchen: Die Konstantin-Ausstellung war eine rundum gelungene, exzellent organisierte, inhaltlich überzeugende Veranstaltung - und ein Glücksfall für Trier und die Region.

Was das kleine Organisations-Team um seinen Leiter Eckart Köhne und die Chefs der drei Museen mit ihren Mitarbeitern geleistet haben, war ganze Arbeit. Ebenso wie das Konzept der beiden wissenschaftlichen Leiter. Wer sich an die Reibereien und das Gerangel zu Beginn der Vorbereitungsphase erinnert, muss es fast als Wunder einstufen, wie sich die Beteiligten zusammengerauft haben - nicht zuletzt ein Verdienst von Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig, der viel Schutt aus dem Weg räumte.Für Trier und das Umland hat sich die Mammut-Schau in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Durch die neu geschaffene Museums-Infrastruktur, durch die Millionen Euro, die das Publikum ausgab, durch den bundesweiten und internationalen Image-Gewinn, den das riesige Medien-Echo mit sich brachte. Man wird noch über Jahre von dieser Konstantin-Ausstellung profitieren, ähnlich wie von der 2000-Jahr-Feier 1984. Aber all das wäre vergebens, wenn die Trierer nun bis zum Heiligen Rock 2012 in ihren gemütlichen alten Trott zurückfallen. Es gilt, den Schwung und die Erkenntnisse aus Konstantin zu nutzen. Die wichtigsten davon lauten: Qualitäts-Kulturangebote können eine elementare wirtschaftliche Wucht entfalten. Gemeinsame professionelle Vermarktung sichert überregionale Resonanz. Nur ein klares Profil lockt Menschen an. Das Erfolgsrezept hat seinen Schlüssel im Dreiklang Trier-Römer-Antike. Statt klein-klein, Low budget, Kirchturmspolitik und Gemischtwarenladen wäre also eine Offensive angesagt. Alle Beteiligten an einen Tisch, endlich ein Konzept für die Nutzung und Vermarktung der antiken Stätten in Trier erarbeiten, die Wirtschaft einbeziehen, die Mittel und Kräfte bündeln. Fällige Entscheidungen, etwa zu Antikenfestspielen und "Brot und Spiele" zügig treffen. Die Initiative der Museen für eine stärkere Kooperation unterstützen. Eine Art Masterplan für die kommenden fünf Jahre entwickeln. Und, besonders wichtig: personelles Know-how in Trier halten. Es wäre dumm und kurzsichtig, Köhne und seine Leute ziehen zu lassen. Die ohnehin fällige Neubesetzung an der Spitze des Landesmuseums böte eine ideale Möglichkeit. Wenn alle Akteure den Mut besitzen, Kultur weder als musealen Pflegefall noch als lästige Verpflichtung zu betrachten, sondern als Zukunfts-Investition, dann lässt sich das Erfolgsrezept Konstantin auf die nächsten Jahre übertragen. Wenn nicht jetzt, wann dann? d.lintz@volksfreund.deKommentar

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