Zittern bis zuletzt

Unmittelbar vor den möglicherweise entscheidenden US-Vorwahlen in Texas und Ohio haben neue Umfragen die Spannung im Duell zwischen Barack Obama und Hillary Clinton weiter erhöht. Die spannende Frage lautete: Gelingt Clinton ein Comeback?

San Antonio/Cleveland. Die politischen Nachrufe sind bei den meisten US-Medien schon geschrieben. Doch beim Öffnen der Wahllokale in Texas, Ohio, Vermont und Rhode Island gab es plötzlich wieder Hoffnung für die Demokratin Hillary Clinton. "Sie hat Rückenwind, aber es wird sehr knapp werden", bilanzierte Demoskop John Zogby die überraschende Wende in den Umfragen innerhalb von nur 24 Stunden: In Ohio liegt die frühere First Lady mittlerweile mit 44 Prozent in einem "toten Rennen" mit Barack Obama, in Texas hat sie Obamas früheren Vorsprung von drei Prozent gar in eine Führung von ebenfalls drei Prozent (47 zu 44 Prozent) umwandeln können. Eine Zitterpartie bis zur letzten Minute, also in einem nicht enden wollenden Duell, bei dem es für Hillary Clinton gestern um alles oder nichts ging (die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor). Denn Partei-Insider kündigten bereits an: Verliert die Bewerberin Ohio und Texas, würde man sie zum Ausstieg aus der Kandidatur drängen wollen. Doch Clintons Taktik der letzten Tage scheint aufzugehen: In Ohio, wo die Globalisierung der Industrie seit dem Jahr 2000 zu einem massiven Arbeitsplatzverlust geführt hat, weckte sie unermüdlich Zweifel an Obamas Bereitschaft, das umstrittene Freihandelsabkommen Nafta (North American Free Trade Agreement) bei einem Wahlsieg neu zu verhandeln. Gleichzeitig machte sie - offenbar erfolgreich - die Frage zum Thema, ob die Nation einem außenpolitisch unerfahrenen Jung-Politiker wie Barack Obama in Krisenzeiten vertrauen könne. Obama, zuletzt mit einer Serie von elf aufeinanderfolgenden Siegen auf der Sonnenseite der Wählergunst, sah sich zuletzt mehr und mehr in die Defensive gedrängt. Der gestrige Wahltag, in den USA aufgrund seiner Bedeutung auch als "zweiter Super-Tuesday" betitelt, könnte deshalb für Hillary Clinton ein Ende, aber auch ein weiteres spektakuläres Comeback bedeuten. Falls sie Texas und Ohio oder zumindest einen der "Groß-Staaten" gewinnt, dürfte sie das Rennen fortsetzen.

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