Zwillinge an die "Macht"

TRIER-EHRANG. Das Leben von Anja (35) und Jörg Utscheid (36) hat sich gewaltig verändert. Seit die Zwillinge Jasmin und Lars (2) da sind, nehmen die Eltern ihre Umwelt bewusster wahr, und "das Kind in ihnen" darf wieder spielen.

"Papa da", freuen sich Jasmin und Lars. Wenn Jörg Utscheid von der Arbeit nach Hause kommt, schält sich der Fahrer im Getränkehandel schnellstmöglichst aus den Arbeitskleidern, um mit den beiden Wonneproppen zu malen oder mit Lego zu bauen. Und: "Unten stehen zwei Eisenbahnen", strahlt der Papa. Das Kind im Manne sei mit den Kindern wieder aktiv geworden, sagt Anja Utscheid. "Aber nicht nur im Manne", fügt sie schnell mit einem Grinsen im Gesicht hinzu. Auch sie hat als Erwachsene wieder Freude am Spiel und ihr eigenes inneres Kind entdeckt. Sieben Jahre hat das Paar ohne Nachwuchs zusammengelebt, "wir haben uns etwas aufgebaut und das Leben zu zweit genossen". Dann kam der Zeitpunkt, an dem beide feststellten, dass sie bereit waren, auf einiges zu verzichten. "Wir haben bewusst ja zu den Kindern gesagt." Mehr als zwei Jahre ließ der Klapperstorch auf sich warten. Dann hat er gleich zweimal geliefert. Kein Wunder, denn beide Omas sind Zwillinge. "Wir wären überrascht gewesen, wenn es nur eins gewesen wäre", sagt Anja Utscheid. Mit der Geburt der Kinder hat der Perfektionismus im Hause Utscheid Auszug gehalten. "Vorher sah es bei uns aus wie im Katalog", erinnert sich die Bauzeichnerin, die nach dem Erziehungsurlaub wieder halbtags berufstätig sein wird. Heute kann sie gut was stehen und liegen lassen, viele Sachen sieht sie "nicht mehr so eng". "Ich bin heute viel gelassener und ausgeglichener", sagt die junge Mutter. Auch die Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie hat sich durch Jasmin und Lars verändert. "Vorher lebte jeder so sein eigenes Leben, durch die Kinder sind wir wieder mehr zusammengewachsen", sagt Anja Utscheid. Die Omas unterstützen die Familie durch Babysitten und Fahrten mit der Kinderkutsche. Die Zeit, die Anja Utscheid mit ihren Eltern heute verbringt ist mehr geworden. Und: Die eigenen, lange verschütteten Kindheitserlebnisse sind plötzlich wieder präsent und werden zum Gesprächsthema, vor allem zwischen Mutter und Tochter. "Ich bin jetzt die Mutter der Enkelkinder", sagt Anja Utscheid. Dadurch hat sie einen neuen Stellenwert innerhalb der Familie, der ihr gut tut. "Ich bin nicht mehr die Kleine." Außerdem: Die Eltern von Jasmin und Lars nehmen ihre Umgebung jetzt intensiver wahr. "Früher waren Gänseblümchen uninteressant", sagt Anja Utscheid. "Ich habe sie gar nicht mehr gesehen." So, wie die zahlreichen Mauern in der Quinterstraße in Ehrang, die Jörg Utscheid mittlerweile alle bestens kennt. Die vielen Spaziergänge ließen die Wohngegend in einem neuen Licht erscheinen. Weitervererbt wurden auch einige Vorlieben der Eltern: Jasmin und Lars quengeln. Sie wollen unbedingt am Küchenfenster das Leben draußen beobachten. Jörg Utscheid schmunzelt und ist stolz: "Das habe ich früher auch immer gemacht."

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