"Keine Angst, aber ein ungutes Gefühl"

Trier/Bernkastel-Kues · Auf den großen Weihnachtsmärkten in Bernkastel-Kues und Trier herrscht Alarmstimmung. Schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren zwischen den Ständen. Angst haben aber weder Besucher noch Standbetreiber.

 Polizei schützt am Dienstag die Zufahrt zum Weihnachtsmarkt im Stadtteil Bernkastel. TV-Foto: Bernd Wientjes

Polizei schützt am Dienstag die Zufahrt zum Weihnachtsmarkt im Stadtteil Bernkastel. TV-Foto: Bernd Wientjes

Foto: (g_pol3 )

Trier/Bernkastel-Kues. Es ist ein ungewohntes Bild. Ein uniformierter Polizist mit einer Maschinenpistole steht an der Zufahrt zur Bernkasteler Altstadt. Neben ihm steht ein Polizeiwagen, darin sitzt eine Beamtin. Der Blick des Polizisten ist immer auf die vor ihm liegende Moselbrücke gerichtet. Vor allem auf die von dort kommenden LKW.
Alarmstimmung an der Mosel


Einen Tag nach dem Berliner Anschlag herrscht auch auf dem Bernkasteler Weihnachtsmarkt Alarmstimmung. Man habe auf allen Weihnachtsmärkten in der Region - neben dem in Bernkastel, der heute endet, läuft noch der in Trier bis morgen - die Polizeipräsenz deutlich und sichtbar erhöht, sagt Uwe Konz, Sprecher des Trierer Polizeipräsidiums. Neben uniformierten Beamten seien auch Zivilstreifen unterwegs.
Angst habe sie nicht. "Aber ein ungutes Gefühl", sagt Standbetreiberin Dana Bastgen. Dass schwer bewaffnete Polizei zwischen den Ständen, die verteilt in der engen Altstadt stehen, patrouillierten, das habe es hier noch nie gegeben, sagt Bastgen. Dass man den Markt vorzeitig abbreche, das sei kein Thema gewesen. Allerdings ist die Zahl der Besucher an diesem Nachmittag überschaubar. Es sei wenig los, sagt Bastgen. Die Besucher, die da sind, lassen sich von den Nachrichten aus Berlin nicht abschrecken. Er komme jeden Mittag hierher, sagt ein Mann aus Bernkastel-Kues. Er lasse sich auch durch den Anschlag nicht davon abschrecken. Die Altstadt sei eh viel zu eng, als dass ein LKW dort durchrasen könnte, sagt eine Besucherin aus Wittlich. Es klingt so, als wolle sie sich selbst beruhigen.
Standbetreiberin Bastgen denkt schon weiter: "Ich weiß nur noch nicht, wie wir die Sicherheit auf dem Weinfest gewährleisten sollen." Das Fest am Moselufer zieht jedes Jahr Anfang September 200 000 Besucher an. "Da müssen wir uns jetzt schon Gedanken machen", meint Bastgen.
Aus den Lautsprechern des Weihnachtsmarktes tönt "Alle Jahre wieder." Zwei Männer unterhalten sich an einem Imbiss über das Geschehen in Berlin. "Schlimm" sei das, sagen sie, während sie ihre Currywurst essen. "Ich fühle mich sicher," meint Maria Gierden aus Plein (Bernkastel-Wittlich). Sie verkauft hölzerne Tannenbäume.
"Jetzt erst recht"


Der Anschlag spiele bei den Besuchern, mit denen sie geredet habe, keine Rolle. "Die lassen sich davon nicht abhalten, hierherzukommen. Und das ist auch gut so." "Jetzt erst recht", sagt auch Angela Bruch, Veranstalterin des Trierer Weihnachtsmarktes bereits am Morgen. Ihr Gefühl schwanke zwischen Wut und Trotz, wobei der Trotz überwiege. Ein Abbruch des Weihnachtsmarkts sei zu keinem Zeitpunkt ein Thema gewesen. "Wir lassen uns unsere Tradition nicht kaputtmachen."
Den Weihnachtsmarkt vorzeitig zu schließen, das wäre absolut falsch gewesen, sagt auch Albrecht Thul. Er ist Chef eines Tee-Ladens in Trier und betreibt während des Weihnachtsmarktes einen Tee-Stand mitten auf dem Hauptmarkt. Ein Abbruch des Marktes, das sei das, was Terroristen mit solchen Anschlägen wie dem in Berlin erreichen wollen. "Wir zeigen, dass wir uns nicht kleinkriegen lassen", sagt Thul.
Und in der Tat herrscht am Nachmittag normaler werktäglicher Betrieb an den Ständen. Vor den Glühweinständen treffen sich die Besucher auf einen Feierabend-Drink. Hauptmarkt und Domfreihof sind gut gefüllt.
Fast könnte man meinen, es sei so wie immer. Doch auch in Trier ist die Polizeipräsenz auffällig hoch. Drei Uniformierte, mit Maschinenpistolen bewaffnet, gehen vom Domfreihof über den Hauptmarkt Richtung Fußgängerzone. Ein paar Meter weiter, neben der Kaufhof-Filiale in der Trierer Fleischstraße, stehen ebenfalls zwei bewaffnete Polizisten. Von hier aus wäre es möglich, dass Autos und LKW in die Fußgängerzone und damit auch auf den Weihnachtsmarkt fahren könnten.
Die Polizei setzt aber in Trier nicht nur auf Präsenz, sondern auch auf Video-Überwachung. Wie schon an Karneval sind rund um den Hauptmarkt Kameras installiert worden.
"Wir befinden uns hier auf dem sichersten Platz in ganz Trier", sagt daher Standbetreiber Thul.
Am Abend wird es dann aber trotzdem für ein paar Augenblicke ungewöhnlich ruhig auf dem Weihnachtsmarkt. Aus Gedenken an die Opfer von Berlin hat Betreiberin Bruch zu einer Schweigeminute aufgerufen.Extra

Der Trierer Polizeipräsident Lothar Schömann will, dass die Menschen die letzten Tage der Weihnachtsmärkte in der Region genauso genießen können, wie die zuvor. "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um größtmögliche Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten und Veranstaltungen mit großem Publikumsinteresse zu gewährleisten", sagt Schömann. An den Zufahrten zum Weihnachtsmarkt in Trier seien Polizeifahrzeuge postiert worden, sagt Schömann. "Im Verdachtsfall werden die Polizeikräfte schon hier einschreiten und frühzeitig intervenieren." Laut Schömann gibt es aber weiterhin keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung von Weihnachtsmärkten oder anderen Großveranstaltungen in der Region Trier. wie

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