Mein Freund, der Baum ... Tipps, Tricks und Thesen rund um der Deutschen liebstes Weihnachtsutensil

Er gehört einfach zum Fest dazu. Liebevoll wird der Tannenbaum jedes Jahr geschmückt, mit Kerzen beleuchtet und mit großen Augen betrachtet. Ob aus Holz, Kunststoff oder aufgeblasen: Selbst Religionsmuffel und Traditionsverweigerer stellen einen Baum auf. Kein Wunder, ist er doch das beliebteste Weihnachtsutensil.

"Am Weihnachtsbaum, die Lichter brennen, wie glänzt er festlich, lieb und mild": Als der Lyriker Hermann Kletke diese Zeilen um 1841 herum dichtete, war der Tannenbaum noch ein Privileg reicher Bürgerschichten. Inzwischen ist der Weihnachtsbaum zum wichtigsten Utensil zum Fest der Feste geworden.

Rund 25 Millionen Bäume werden wohl in dieser Saison bis Heilgabend verkauft werden, manche von ihnen wohl gar erst kurz vor Toresschluss geschlagen. "Es wäre nicht das erste Jahr, wenn wir noch einen Tag vor Weihnachten mit dem Kunden und der Kettensäge in die Schonung gehen würden", weiß Anneliese Ernst von der gleichnamigen Baumschule aus Wolsfelderberg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) aus Erfahrung.

85 Prozent der Tannenbäume stammen dabei aus heimischem Anbau. Der Rest kommt größtenteils aus Dänemark. Laut dem Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger (BVWE) werden hierzulande schätzungsweise mehr als 400 Millionen Weihnachtsbäume angebaut, die deutsche Tannenbaumhochburg ist das Sauerland. Wie lange es dauert, bis ein Baum reif fürs Fest, für Kugeln und Lametta ist, hängt von der Nadelbaumsorte ab. Klassiker zum Fest ist und bleibt die Nordmanntanne .

Damit auch Sie wissen, was Sie beim Weihnachtsbaumkauf zu beachten haben und welche Geschichten sich um ihn ranken, bieten wir zum Nikolaustag am 6. Dezember alles Wissenswerte rund um den traditionellen Brauch.

Nadelduft gibt's nicht immer gratis dazu

Stattlich gewachsen, gleichmäßig dicht, nach Waldluft duftend und lange haltbar: So sieht das Weihnachtsbaumideal der Deutschen aus. Dabei strömt ausgerechnet der Lieblingsbaum der Deutschen, die Nordmanntanne, gar keinen Duft aus. Dafür hat das aus dem Kaukasus stammende Nadelholz weiche Nadeln, die lange halten. Einen typischen Tannenduft gibt es dagegen bei der Blaufichte, die zudem starke Äste hat und deshalb gut schweren Baumschmuck und echte Kerzen tragen kann. Die Douglasie duftet nach Zitronen, die Nobilistanne nach Orangen. Will man den Geruch intensivieren, kann man die Harztaschen am Stamm aufpieksen.

Ein Baum muss sein

Es ist unglaublich: Der Weihnachtsbaum ist zum Heiligen Abend fester Bestandteil der deutschen Feiertradition. Selbst wer mit dem Weihnachtsfest kein religiöses Fest verbindet, sondern damit eher eine soziale Tradition verbindet, stellt ihn sich in die Wohnung. Und das sind laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) immerhin 90 Prozent aller privaten Haushalte mit mehr als drei Personen. Kein Wunder, reicht die Tradition von grünen Pflanzenzweigen zur Symbolisierung von Lebenskraft schon bis zur Zeit der Römer zurück: Etwa der Lorbeerkranz zum Jahreswechsel sollte zeigen, dass sich die Hausbewohner davon ewige Gesundheit erhofften. Im Mittelalter kamen dann der Maibaum und das Richtfest auf. Doch der Weihnachtsbaum in seiner heutigen Form ist wohl eine typisch deutsche Erfindung. Die älteste schriftliche Erwähnung eines Weihnachtsbaums wird ins Jahr 1527 datiert - zu lesen in einer Akte der Mainzer Herrscherin Stockstadt am Main. Wenige Jahre später taucht er auch in Straßburg auf. Im 18. Jahrhundert wird er dann überall populär, im 19. Jahrhundert wird die Tradition in die ganze Welt bis nach Russland und die USA exportiert.

In Luxemburg dicke Kugeln, in den USA dichtes Nadelgrün

Wie bei fast allem, so scheiden sich auch beim Baum die Geister. "Wir haben schon Tannenbäume verkauft, die wir ob ihres zotteligen Aussehens in die Ecke gestellt hatten", sagt Anneliese Ernst von der Baumschule Ernst aus Wolsfelderberg (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Sie weiß inzwischen, was die Kunden mögen: "Die Luxemburger mögen am liebsten luftige Bäume mit wenig Nadeln, die Amerikaner aus Spangdahlem lieber ganz dichte Nadelbäume." Der Grund: Im Großherzogtum liebe man es, den Baum mit so vielen dicken Kugeln wie möglich zu behängen, auf der Air Base gehe es eher um den Nachweis eines gesunden Baumes.

So hält der Baum lange frisch

Den Baum nach dem Kauf in einen mit Wasser gefüllten Eimer stellen. Zu Hause vom Netz befreien, und zwar von unten nach oben. Kühl und luftfeucht lagern, in der Garage oder vor der Kellertür. Vor dem Aufstellen eine zwei Zentimeter dünne Scheibe vom Stamm absägen. Baum in einen mit Wasser gefüllten Ständer stellen. Denn der ist durstig: Ein zwei Meter hoher Baum benötigt bis zu zwei Liter pro Tag. Laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen reagieren vor allem Fichten auf Wassermangel und beginnen schneller zu nadeln.

Wo ist das Gürkchen?

Rund um den Tannenbaum gibt es unterschiedliche Traditionen: In Bayern kennt man etwa das Christbaum-Loben. "Ihr habt den schönsten Weihnachtsbaum weit und breit!" Ob's stimmt oder nicht. Egal, Hauptsache, der Baum wird gelobt - und für jedes Lob gibt's ein Schnäpschen für die Gäste. In den USA gibt's eine "Christmas Pickle". Zwischen den Zweigen versteckt, dürfen die Kinder nach dem Essig-Gürkchen suchen. Wer's zuerst entdeckt, darf als erstes die Geschenke auspacken.

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