Standesämter melden sprunghaften Anstieg von Kirchenaustritten

Trier · Die Zahl der Kirchenaustritte ist im vergangenen Jahr nach oben geschnellt – in der Region Trier um knapp 40 Prozent. Als Hauptgrund gilt die Affäre um den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Wie viele Gläubige der katholischen Kirche den Rücken gekehrt haben, wird seit einigen Jahren nicht mehr von den einzelnen Bistümern verkündet, sondern zentral von der deutschen Bischofskonferenz. Zu einem Zeitpunkt - im Urlaubsmonat Juli - wo sich schon fast niemand mehr für die Daten aus dem vorausgegangenen Jahr interessiert.

Dabei haben es die 2013er Zahlen in sich: Nach Informationen unserer Zeitung sind deutlich mehr Gläubige aus der katholischen Kirche ausgetreten als im Vorjahr. Experten gehen davon aus, dass die Austrittszahlen des Jahres 2010 erreicht werden könnten. Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals waren 181 000 Gläubige aus der katholischen Kirche ausgetreten. In den beiden Folgejahren sank die Zahl wieder deutlich - auf zuletzt 118 000.

Den neuerlichen Anstieg führen Experten vor allem auf die Affäre um den inzwischen zurückgetretenen Limburger Bischof Tebartz-van Elst zurück. Auch im Bistum Trier verweist Sprecherin Judith Rupp aufs Nachbarbistum. Die Gläubigen träten heute rascher aus, wenn ihnen etwas an der Kirche missfalle. Austrittszahlen will auch das Bistum Trier nicht nennen. Allerdings ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter regionalen Standesämtern, dass deutlich mehr Gläubige als im Vorjahr ihrer Kirche den Rücken kehrten.

Bei den 22 Standesämtern, die ihre Zahlen dem TV meldeten, traten im vergangenen Jahr insgesamt 1727 Gläubige aus - 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch im ersten Quartal dieses Jahres hält bei den meisten Standesämtern die Austrittswelle an. So traten etwa in den Verbandsgemeinden Obere Kyll (16) oder Speicher (15) in drei Monaten so viele Gläubige aus wie im gesamten Jahr 2012.

In einem Großteil der Kommunen wird in der Austrittsstatistik nicht zwischen verschiedenen Konfessionen unterschieden. In der Region sind es allerdings meist Katholiken, die aus der Kirche austreten. Doch auch bei den Protestanten im Kirchenkreis Trier ist die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr deutlich um 25 Prozent angestiegen.

Im Kirchenkreis Trier leben 57 000 evangelische Christen, im flächenmäßig deutlich größeren Bistum Trier 1,45 Millionen Katholiken. Beide Konfessionen verzeichnen seit Jahren auch deutlich mehr Bestattungen als Taufen.

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