Mit Feuereifer bei der Sache
Trier · Dass Musik die Entwicklung von Kindern in jeder Hinsicht positiv beeinflusst, ist bekannt. Trotzdem wird heute in weniger Familien gesungen und musiziert als früher. An dieser Stelle setzt das Familienzentrum Fidibus in Trier mit seiner Familien-Musikwerkstatt an.
Trier. Tristan hat ordentlich Temperament. Und das muss raus. Auch wenn es schon mal dazu führt, dass das große holzgeschnitzte Ast-Xylophon mit laut tönendem Gepolter in sich zusammenstürzt.
Link: Alle Infos zur Fidibus-Familienmusikwerkstatt
Die meisten der rund 15 Kinder, die samt ihren Müttern oder Omas an diesem Nachmittag zu "Fidibus" gekommen sind, widmen dem Getöse nicht einmal einen Blick. Dafür sind sie viel zu eifrig dabei, Instrumente zu schnitzen oder Trinkjoghurtbecher mit allerlei Geräusch-Utensilien zu füllen.
Sie kommen aus der ganzen Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg in das knuffige Häuschen, das sich zwischen zwei Wohnhäuser im ehemaligen "Franzosen-Viertel" Feyen/Weismark schmiegt. Wer nicht weiß, dass hier ein Familienzentrum liegt, könnte glatt dran vorbeifahren, ohne es zu bemerken. Seit zwei Jahren bietet der Verein Fidibus hier Infoabende, offene Treffs, Kurse, Kultur, Ferienbetreuung, soziale Kontakte, Beratung und Fortbildung rund um die Familie an.
Der Hauptraum hat große Fenster, ein zeltartiges Dach, einen warmen Holzfußboden und ansprechendes Mobiliar. In allen Ecken stehen eigenwillige Konstruktionen, die sich bei näherem Hinsehen als selbstgebaute Instrumente entpuppen. Besonders eindrucksvoll: ein Geräusche-Baum, an dem sich - aufgehängt an einer verbogenen Fahrrad-Felge - allerlei volltönende Küchengeräte finden. Rasseln, Tamburine, Trommeln laden zum rhythmischen Musizieren ein - auch wenn sich schon mal ein paar Kinderschreie darunter mischen, etwa weil sich Tristan beim Trommelwirbel auf die Finger geschlagen hat.
"Alle Kinder mögen Musik", sagt Silvia Willwertz vom Fidibus-Vorstand. Die gelernte Musikpädagogin muss es wissen. Sie arbeitet bei der städtischen Musikschule und hat jahrelang in der Waldorf-Kita mit den Kleinsten musiziert. 2008 gehörte sie zu den Fidibus-Initiatoren, und bis heute steckt sie viel ehrenamtliches Engagement in das kleine Zentrum.
Ohne Ehrenamt wäre Fidibus morgen zu. Es gibt keine hauptamtliche Geschäftsführung, pädagogische Leitung oder Ähnliches. Es wäre auch nicht zu finanzieren. Die bescheidenen Zuschüsse von Stadt, Land und Kreisen reichen nicht einmal für die Miete. Private Spenden, Sponsoring oder Projektförderung decken die größten Lücken. Für Kurse mit Lehrpersonal werden Gebühren erhoben. Erst vor kurzem hat die Liz-Mohn-Stiftung Fidibus unter 199 Projekten in den Kreis jener zwölf gewählt, die beim Ideenwettbewerb "Integration durch Musik" gefördert werden.
Große Spielräume für die "Familien-Musikwerkstatt" bleiben trotzdem nicht. Das Angebot ist gerade mal bis Mitte Februar gesichert. Das Bauen von Musikinstrumenten verursacht Kosten für Materialien und Werkzeug. Sägen, Stemmeisen, Schraubstock, Werkbänke, Trommel-Bausätze: Da kommt schon einiges zusammen. Auf 2450 Euro summiert sich der aktuelle Bedarf, den Silvia Willwertz bei "Meine Hilfe zählt" angemeldet hat. Ihn auf die Eltern umzulegen, würde bedeuten, ärmere Familien auszuschließen - genau das Gegenteil von dem, was Fidibus will.
So setzt Silvia Willwertz auf die Hilfsbereitschaft der TV-Leser. Ein Drittel der benötigten Summe ist bereits zusammengekommen. Die ersten Materialien werden beim Instrumentenbau schon verwendet. Was fertig ist, dürfen die Kinder mit nach Hause nehmen - schließlich soll die Musik in den Alltag Einzug halten.
Tristan schleudert derweil seine Trommelschlegel durch die Gegend. Aber gleich, wenn alle zum Abschluss gemeinsam singen, wird auch er mit Feuereifer bei der Sache sein.
Wer die Fidibus-Familienmusikwerkstatt fördern will: Projekt-Nummer 4745.
